Mittwoch, 22. März 2017

Gudrun Sulzenbacher: Altes Handwerk und ländliches Leben

Gudrun Sulzenbacher:
Altes Handwerk und ländliches Leben
Wie wurde das früher gemacht? Ein Bildsachbuch über alte Berufe und handwerkliche Fertigkeiten



Wer im Urlaub auf Reisen ist hält sich wohl meist im ländlichen Raum auf, egal in welches Land man nun reist. Vor allem für Großstadtkinder läuft hier eines anders als sie es aus der heimatlichen Betonwüste gewohnt sind. Und irgendwie ähneln sich gewisse Tätigkeit überall, sei es nun in den Alpenländern oder im europäischen Süden oder Norden.

Insbesondere die engere Verzahnung zwischen Leben und Arbeit ist hier zu vermerken. Daheim sind alle Bereich getrennt. Aber zum Beispiel auf einem Bauernhof ist das nicht so, kann das nicht so sein. Und die bekommt das Kind nun hautnah mit. Auch die Arbeit von Handwerkern in einer Werkstatt kann hier oft noch beobachtet werden - zuhause sieht mal vielleicht mal den Klempner, der eine verstopfte Leitung frei macht oder den Waschmaschinenmechaniker, der womöglich nur sagt: „Da ist nichts mehr zu machen, da muss eine neue her“.

Faszinierende Tätigkeiten für Kinder
Dabei interessieren Kinder sich für die Arbeit auf dem Bauernhof oder im Handwerk. Nicht zuletzt faszinieren beispielswiese Baustellen Kinder ungemein. Auch große übrigens, das nur nebenbei gesagt.

Und aufmerksame und neugierige Kinder stellen sich und den Erwachsenen Fragen. Wie werden Hufe beschlagen? Wie ein Schuh gefertigt? Wie entsteht aus Flachs Leinen und aus Schafwolle Loden? Wie wird Butter hergestellt? Wie aus Getreide Brot gemacht? Seien wir mal ehrlich, wer von den heutigen Erwachsenen kann auf diese eigentlich simplen Fragen noch kompetent antworten. Im Laufe zweier Generationen hat sich unser Arbeitsalltag stärker verändert als in den 500 Jahren zuvor: Viele Handwerks- und Hauswirtschaftstechniken sind beinahe in Vergessenheit geraten oder werden nur mehr von Spezialisten gepflegt.

Und hier setzt dieses Buch an. Gudrun Sulzenbacher vermittelt in kurzen Texten und mit über 400 Farbfotos prägnante Informationen über altes Handwerk: Rädermacher, Gerber, Färber, Korbflechter, Sägemüller und viele andere Handwerker zeigen ihre Fertigkeiten und Werkzeuge. Unzählige Fotos verdeutlichen ihre Erklärungen, in denen praktisch Schritt für Schritt die einzelnen Arbeitsschritte bei der Fertigung verschiedener Artikel erklärt werden. Das reicht vom töpfern über Räder machen, tischlern, Schafe scheren, Loden walken oder, käsen bis hin zu Leiden kurieren - ja, das auch unter dem Handwerksaspekt.

Fazit: dieses Buch gehört in jedes Haus. Ob nun mit oder ohne Kinder, es ist nicht nur ein wissensvermittelndes Sach-, sondern auch ein Bilderbuch, das man immer wieder anschaut.

Eines darf man allerdings bei aller Faszination nicht vergessen: so schön und gemütlich war die gute alte Zeit nun doch nicht, wie man bei der Lektüre des Buches sich vielleicht denkt. Man schaue sich nur die „Zahnbrecherzange“ der einstigen Bauerndoktoren an. Dann weiß man die Vorzüge des heutigen Daseins sofort wieder zu schätzen …

Zur Autorin:
Gudrun Sulzenbacher ist Expertin für Kinder- und Jugendliteratur und arbeitet als freiberufliche Mitarbeiterin des Pädagogischen Instituts in Bozen. Die Südtirolerin ist Herausgeberin von zahlreichen Publikationen zur Lesedidaktik. Ihr bei Folio erschienenes Buch „Die Gletschermumie“ wurde mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendsachbuchpreis ausgezeichnet.

Gudrun Sulzenbacher: Altes Handwerk und ländliches Leben. Fotos von Augustin Ochsenreiter. Ab 9 Jahren. 4., aktualisierte Neuausgabe 2017. 64 Seiten. Gebunden, Format 21,5 x 28 cm. Folio Verlag, Wien - Bozen. ISBN 978-3-85256-720-4.  Preis 18 €.
Sie erhalten das Buch im Buchhandel oder hier.


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