Samstag, 8. Februar 2025

Margot Spohn: Was blüht denn da – Das Original

Ein Klassiker feiert Geburtstag:

„Was blüht denn da?“ wird 90 Jahre

90 Jahre, 61 Auflagen und über 4,5 Millionen verkaufte Exemplare – der Naturführer „Was blüht denn da?“ ist Longseller, Bestseller und mittlerweile das populärste Standardwerk der Pflanzenbestimmung

 

Wer kennt es nicht, das seit Jahrzehnten unentbehrliche Pflanzenbestimmungsbuch? Es macht es dem interessierten Laien einfach, zwischen Gänseblümchen und Wildrose zu unterscheiden – einfach durch die Farbe!

„Was blüht denn da?“ – Der Klassiker, der Abertausenden von Naturfreunden über Jahrzehnte treue Dienste geleistet und Generationen in Sachen Pflanzenbestimmung über die verschiedenen Neugestaltungen hinweg „sozialisiert“ hat, feiert Jubiläum. Denn 1935 ist dieser Klassiker unter den naturkundlichen – und für Laien verständlichen – Werken das erste Mal erschienen. Seither hat sich Alois Koschs Buch mit der prägnanten Titelformulierung zum populärsten Standardwerk der Pflanzenbestimmung entwickelt und ist aus dem Naturbuchregal nicht mehr wegzudenken. 

Die Grundidee war so einfach wie erfolgreich und ist auch heute noch topaktuell: Blühende Pflanzen fallen dem Betrachter vor allem durch ihre Farbe auf. Was liegt da näher, als Blumen einfach nach den Blütenfarben zu bestimmen? Und auch der Laie kann somit mit diesem wohl meist gekauften Standardwerk über 870 Blütenpflanzen bestimmen.

Zum 90-jährigen Jubiläum präsentiert sich der Longseller nun ganz frisch aktualisiert und die Naturfreundinnen und -freunde erwartet zusätzlich ein spielerisches Artenquiz-App in der KOSMOS-PLUS-App.

„Bibel der Pflanzenbestimmung“

Das Ordnungsprinzip des Buches – der KOSMOS-Farbcode – liegt bis heute immer noch dem Naturführer zu Grunde und ist einer seiner Erfolgsfaktoren. Mehr als 2000 naturgetreue Zeichnungen, darunter mehr als 900 zusätzliche Detailzeichnungen von Blüten, Blättern, Früchten und Wurzeln, unterstützen bei der Bestimmung. Als Extra werden noch die häufigsten Bäume, Sträucher und Gräser erklärt. 

 


Ein weiterer Garant für die Qualität ist die regelmäßige Bearbeitung. In den 90 Jahren seines Erscheinens wurde „Was blüht denn da?“ immer wieder überarbeitet, aktualisiert, ergänzt und natürlich an die modernen Lese- und Sehgewohnheiten angepasst. So ist das Buch für jede Generation ein verlässlicher und attraktiver Naturführer geworden.

An die Seite des Klassikers sind mittlerweile auch noch weitere „Was blüht denn da?“-Produkte getreten. Seit 1991 gibt es z. B. einen Fotoband und seit 2005 ein Bestimmungsbuch für Kinder. 2015 wurde der Naturführer nach der neuen Systematik aktualisiert und um 180 Zeichnungen auf nun über 2000 Illustrationen ergänzt.

Heute Margot Spohn: Was blüht denn – Das Original

Und was sagt man, wenn man die Neuauflage zum ersten Mal sieht? – „Es geht halt nichts über Zeichnungen“, natürlich. Und es ist was dran: Die Präzision und Genauigkeit, das Hervorheben der charakteristischen Merkmale, nirgendwo gelingt dies besser als in einer Zeichnung. Da kommt kein noch so scharfes Foto mit. Auch Koschs Grundidee, die Gliederung nach den Farben, ist so einfach wie erfolgreich und auch heute noch topaktuell, da sie interessierten Laien einen einfachen und perfekten Einstieg bietet. 

90 Jahre und wieder frisch

Zum Geburtstag präsentiert sich der Longseller jetzt in frischem Gewand und wartet mit aktualisiertem Inhalt auf. Zusätzlich ist der Band mit der preisgekrönten Bestimmungs-App „Flora Incognita“ verknüpft, sodass man die mehr als 870 Blütenpflanzen und über 2000 detailgetreuen Illustrationen aus dem Buch auch unterwegs immer dabei hat. Als besonderes Geburtstagsgeschenk gibt es in der KOSMOS-Plus-App noch ein Pflanzenquiz, mit dem man ganz spielerisch seine frisch erworbenen Artenkenntnisse testen kann.

 

„Pflanzen bestimmen nach Blütenfarbe, das war 1935 revolutionär“

Drei Fragen zu „Was blüht denn da?“ an Birgitta Barlet, Verlagsleiterin Kosmos Buch und Claudia Salata, Redakteurin Natur bei Kosmos.

 

Warum ist dieses Naturführer seit fast 100 Jahren so erfolgreich?

BB:

In Schlagworten heruntergebrochen sind das: Konzept, Titelformulierung, ständige Erneuerung. Pflanzen bestimmen nach Blütenfarbe, das war 1935 revolutionär: der Verzicht auf den wissenschaftlichen Zugang, stattdessen ein ganz einfacher – orientiert an dem, was man als Erstes wahrnimmt.

Dies war eine echte Innovation, die vor allem unter Biologen nicht unumstritten war! Aber der Erfolg gab Kosmos recht. Einfach, nahbar, bedürfnisorientiert ist auch die Titelformulierung „Was blüht denn da?“, die zu einem Markenzeichen der Kosmos Naturführer geworden ist.

Sie ist prägnant und vereint Neugier und „Problemlösung“ in einem Satz. Und nach dem Motto „Nur wer sich verändert, bleibt sich treu“ spielt natürlich auch die regelmäßigen Überarbeitungen eine Rolle: angepasste Texte, gewisse Layoutveränderungen, Zusatzinhalte.

Eine Konstante seit vielen Jahrzehnten: die wunderbaren naturgetreuen Illustrationen von Marianne Golte-Bechtle. Sie sind das Gesicht dieses Buch. Man sieht das Herzblut, die Begeisterung und auch die Detailversessenheit, die sie in jede einzelne Abbildung gelegt hat. Ohne sie wäre „Was blüht denn da?“ nicht das, was es heute ist: der mit Abstand meistverkaufte Bestimmungsführer – und inzwischen sogar in einer chinesischen Ausgabe erhältlich.

CS:

In den 1990ern habe ich Biologie studiert und das Buch geschenkt bekommen. Was für eine Hilfe als Botanik-Einsteiger, sich nicht alleine durch die manchmal komplizierten Schlüssel quälen zu müssen, sondern die Pflanzen direkt mit den wunderbaren Illustrationen vergleichen zu können. Das Buch hat so unglaublich viel dabei geholfen, sich ein Bild – im wahrsten Sinne – von der Pflanzenwelt zu machen. Auch wenn man das gegenüber den Professoren besser nicht zugegeben hat.

Heute bin ich als Redakteurin für das Buch verantwortlich, das mich eigentlich schon mein ganzes Leben lang begleitet hat – und darauf bin ich stolz. Nun habe ich es in der Hand, es zusammen mit den Autorinnen und Autoren kontinuierlich weiter zu optimieren und es für die Leser attraktiv zu machen. Gar nicht so einfach, in einer zunehmend digitalisierten Welt. Aber durch die Kooperation mit der Pflanzenbestimmungs-App Flora Incognita (seit 2021) und mit der extra für das Jubiläum entwickelten Quiz-App gelingt es, diesen Klassiker up to date zu halten.

Warum braucht man in Zeiten von Bestimmungs-Apps überhaupt noch einen gezeichneten Naturführer?

CS:

Zum einen zeigt die Zeichnung die Merkmale in ihrer Idealform und nichts, das vom Wesentlichen ablenkt, z.B. Gras oder die Umgebung. Zum anderen bietet das Buch die Möglichkeit, ähnliche Pflanzen schnell miteinander zu vergleichen. Unsere Seiten sind so aufgebaut, dass ähnliche Arten auch auf einer Seite zu sehen sind. Mithilfe dieser Darstellung versteht der Leser überhaupt erst, dass Pflanzen in Familien eingeteilt sind, die sich untereinander ähnlich sehen.

Buch und App können sich sehr gut ergänzen. Es ist ähnlich wie bei einer Fremdsprache: Man kommt mit einem Übersetzungsprogramm fast überall durch, aber man beherrscht die Sprache trotzdem nicht.

Mit einer App kann man die Pflanzen bestimmen, aber sie wirklich erkennen, das lernt man nur mit einem Buch, das auch Zusammenhänge vermittelt.

Und für wen eignet sich der Bestimmungsführer?

CS:

Grundsätzlich für alle, die sich näher mit der Natur beschäftigen wollen. Es ist keinerlei Vorwissen nötig, nur Neugier und Freude an Pflanzen. Und speziell für Kinder gibt es inzwischen auch den Kinder-Naturführer „Mein erstes Was blüht denn da?“.

Generell gilt: Spaziergänge in der Natur werden mit „Was blüht denn da?“ mindestens doppelt so interessant. Denn aus all dem undefinierten Grün werden plötzlich Odermenning, Baldrian, Wiesenschlangenknöterich oder Kleine Braunelle. Und hinter jeder Ecke gibt es eine neue Pflanze zu entdecken, der man dank „Was blüht denn da?“ einen Namen geben kann.

BB:

Und mit dieser Neugier am Anfang ergibt sich noch etwas ganz anderes, und hier darf ein anderer Klassiker zu Wort kommen, Konrad Lorenz: „Man liebt nur, was man kennt, und man schützt nur, was man liebt.“

Die Autoren von „Was blüht denn da?“

Alois Kosch (1907–1954)

Alois Kosch stammte aus mittellosen Verhältnissen und holte nach Volksschule und Drogisten-Ausbildung zunächst das Abitur nach. Im Anschluss studierte er Medizin, promovierte zum Thema „Arzneipflanzen“ und ließ sich dann als Arzt in Innsbruck nieder.

Neben seinen Studien widmete er sich der Kunst und dem Sport. Bereits während seiner Studentenzeit entwarf er das Urbild für ein Bestimmungsbuch, das für Laien und nicht für den wissenschaftlich vorgebildeten Naturfreund gedacht war. Da lag es nahe, diesen Pflanzenführer nach dem auffälligsten Merkmal zu ordnen: nach der Blütenfarbe.

Dieser KOSMOS-Farbcode sowie der Titel „Was blüht denn da?“ sind bis heute unverändert geblieben und mittlerweile zu einem Markenzeichen geworden.

Dietmar Aichele (1928–1996)

Dietmar Aichele war Botaniker, Pädagoge und Sachbuchautor. Neben seiner Lehrtätigkeit an Gymnasien in Stuttgart und Böblingen verfasste er zahlreiche weit verbreitete Werke zur Pflanzenbestimmung und weitere Naturführer. Dietmar Aichele sah seine Aufgabe vor allem darin, seine Kenntnisse auch interessierten Laien außerhalb der Schule oder Hochschule in verständlicher Form weiterzugeben, zum Beispiel bei Vorträgen und Exkursionen in Ortsvereinen von Naturschutzverbänden, Volkshochschulen und natürlich durch die Veröffentlichung seiner zahlreichen Pflanzenbücher.

Für den Kosmos Verlag schrieb er weit über zwanzig Titel oder war Mitverfasser und lieferte vielfach auch die passenden Fotos dazu.

Wilhelm Johannes Fischer (1892–1977)

Wilhelm Johannes Fischer war ein deutscher Botaniker und Ornithologe, Gymnasiallehrer, Hochschullehrer und Autor von Sachbüchern, der über vier Jahrzehnte in Stuttgart wirkte. Er betreute ab 1950 die „Was blüht denn da?“-Ausgaben mit. Nach dem frühen Tod des Verfassers Alois Kosch übernahm er die Überarbeitung und Erweiterung komplett.

Margot Spohn

hat Biologie in Tübingen studiert. Ihre Schwerpunkte waren Botanik und Pharmazeutische Biologie. Zusammen mit ihrem Mann hat sie bereits mehrere botanische Bestimmungsbücher sowie Naturführer veröffentlicht. Hauptberuflich arbeitet sie in der Zulassung komplementärmedizinischer Arzneimittel.

Die Illustratoren von „Was blüht denn da?“

Marianne Golte-Bechtle (1941–2023)

Bevor sie im Kosmos Verlag fest als Illustratorin angestellt wurde, studierte Marianne Golte-Bechtle nach einer Ausbildung am Frankfurter Naturmuseum Senckenberg „Wissenschaftliche Grafik“ an der Fachhochschule Wiesbaden. Für die erste farbige Ausgabe von „Was blüht denn da?“ (1973) hat sie alle 600 Illustrationen selbst angefertigt. In jahrelanger Arbeit hat sie jede einzelne Pflanze porträtiert – und alle standen im Original, in einer kleinen Vase auf ihrem Schreibtisch, Modell. Über die Jahre sind fast 900 Illustrationen in den Naturführer aufgenommen wurden und ihre detailreichen, naturgetreuen Zeichnungen prägen bis heute seine Optik.

Dr. Roland Spohn

studierte Biologie in Tübingen und promovierte über Schlafforschung. Bereits während seines Studiums hat er seine künstlerischen Fähigkeiten für wissenschaftliche Illustrationen eingesetzt. Für „Was blüht denn da?“ hat er fast alle Detailabbildungen angefertigt, insgesamt über 850 Zeichnungen von Blüten, Blättern, Stengeln, Wurzeln, Samen und Früchten. Roland Spohn arbeitet als selbstständiger Sachillustrator und Naturfotograf und führt ein umfangreiches Fotoarchiv. Außerdem kombiniert er biologische Themen zu phantasievollen Gemälden. Zusammen mit seiner Frau leitet er auch Exkursionen und hält Vorträge.

Margot Spohn: Was blüht denn da – Das Original. 496 Seiten, 2065 Farb-Illustrationen, 112 SW-Illustrationen, Paperback, Breitklappenbroschur. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart, 2025. ISBN 978-3-440-18088-4. 22 € (D), 22,70 € (A), 30,50 sFr (CH)

 Dieter Buck

Quelle: Franckh-Kosmos Verlag

Abbildungen: (c) M. Golte-Bechtle/Kosmos

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