Daniel
Anker:
Finsteraarhorn
Die
einsame Spitze
Das
Finsteraarhorn (4274 m) drängt sich nicht in den Vordergrund wie Jungfrau und
Wetterhorn, lässt sich nicht durchbohren wie Eiger und Mönch. Etwas
zurückgezogen lebt der höchste Berner, abseits von Bahnen und Liften. Abgelegen
und trotzdem von fast überall sichtbar – von der Bundesterrasse in Bern und von
der Cima della Trosa oberhalb Locarno ebenso wie von den Anhöhen ob Chur und
von Zürichs Villenquartier am Zürichberg.
In
der Reihe seiner Bergmonographien – ein äußerst lohnenswertes Projekt, dem man
nur wünschen kann, dass auch einmal außerschweizerische Berge mit einem solchen
Buch gewürdigt werden – legt der AS-Verlag jetzt den Band über das 4273 Meter
hohe Finsteraarhorn vor. Schon 1906 schrieb Carl Täuber in „Die Berner
Hochalpen“: Das Finsteraarhorn würde sich zu einer Monographie vollkommen
eignen, und als höchste, markanteste und bizarrste Erscheinung im Berner
Oberlande wäre es ihrer durchaus würdig.“
Es
hat zwar etwas gedauert seit damals, aber jetzt ist es soweit. Anlass war der
Jahrestag der Erstbesteigung am 12. August 2012. Wie ein Bug schießt das
zwischen Schloss Chillon und Grimsel-Hospiz gelegene Finsteraarhorn in den
Himmel, mal wuchtig, mal versteckt, aber immer unübersehbar. Die mutmaßlichen
Erstbesteiger des so abweisend aussehenden Berges waren zwei Walliser Gamsjäger
und ein Knecht des Grimsel-Hospizes, die es über eine unglaublich schwierige
Route erstiegen.
Illustriert
mit vielen historischen Bildern und aktuellen Fotos zeigt das von verschiedenen
Autoren geschriebene Buch, dass auch Berge eine Geschichte haben, die zu
erzählen lohnt. Porträtiert werden erfolgreiche und erfolglose Alpinisten an
dem Berg, es wird von Hotels, realen und nie gebauten erzählt, es wird eine
moderne Eiskletterei erzählt und verraten, wo man die Biwakhöhlen und die
Kaffeetassen der Pioniere gefunden hat. Auch von Lucy Walker, der ersten Frau
auf dem Finsteraarhorn wird geschrieben.
Die Bergmonographie
zeigt den Berg aus nächster Nähe: Die Geschichte der Erstbegehung ist ein
eigentlicher Alpenkrimi, und am Fusse des Finsteraarhorns, im „Hôtel des
Neuchâtelois“, wurde einst ein wichtiges Kapitel der Alpenforschung
geschrieben. Auch die Künstler hat die einsame Spitze nicht unberührt gelassen,
und noch weniger die Alpinisten, denen der Berg immer eine Herausforderung war
– und noch heute ist. Erstmals ist in der AS-Bergmonographie der Bericht der
Engländerin Gertrude Bell über die dramatische Nordostwandbegehung in deutscher
Übersetzung zu lesen.
Der Autor
Daniel Anker, geboren 1954, ist Historiker, freier Journalist und Autor von
Bergbüchern und alpinen Führern. Im AS Verlag hat er von 1996 bis 2003 sieben
Bergmonografien herausgegeben; die Reihe wird fortgesetzt. Außerdem ist er
Verfasser mehrerer Skitouren-, Wander- und Radführer für die Gebiete Berner
Oberland, Wallis, Tessin, Graubünden, Ost- und Zentralschweiz sowie Genfer See,
Côte d’Azur und Kalifornien. In den Literaturwanderführern des Rotpunktverlages
zum Tessin, Bernbiet und Graubünden schrieb er je ein Kapitel. Mitarbeit für
in- und ausländische Zeitungen und Zeitschriften, wie zum Beispiel für „Die
Alpen" des Schweizer Alpen-Clubs. Daniel Anker lebt in Bern.
Daniel
Anker: Finsteraarhorn. Die einsame Spitze. 128 S., 140 Abb., vierfarbig, 17 x
24 cm. Pappband mit Schutzumschlag. AS Verlag, Zürich. 26,80 €, 45 CHF.
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