Deutscher Alpenverein; Österreichischer Alpenverein; Alpenverein Südtirol:
BERG 2021
Alpenvereinsjahrbuch
BergWelten: Karnischer Kamm; BergFokus: Wandern
Immer wieder sehnlichst
erwartet, und immer wieder eine freudige Überraschung ob der Themenauswahl: Das
Alpenvereinsjahrbuch. Jetzt liegt die Ausgabe 2021 vor. Und die erste Frage
ist: Was enthält sie dieses Jahr für den Bergfreund?
Das Alpenvereinsjahrbuch BERG bildet seit Jahren die wohl
auflagenstärkste Publikation im Bergbuchbereich – und das bei einem
unschlagbaren Preis für das gebotene, und mit
bester optischer und inhaltlicher Qualität.
Die Wanderer - endlich
Die Ausgabe BERG 2021 stellt den Karnischen Kamm in den
Mittelpunkt der Rubrik BergWelten und widmet sich im BergFokus dem Thema
Wandern – und damit einer bevorzugten Freizeitbeschäftigungen von Österreichern
und Deutschen. Endlich werden viele Alpenvereinsmitglieder und andere
Bergfreund sagen – die größte Gruppe unter ihnen kam in der Vergangenheit ob
der spektakulären, aber nur für eine Minderheit machbaren, und vielleicht auch
nur für eine Minderheit interessanten, Höchstleistung fordernden Betätigung am
Berg oft zu kurz.
Namhafte Autorinnen und Autoren beschäftigen sich mit diesen
Themen in gewohnt vielfältiger Weise. So bekennt beispielsweise der wohl
unumgängliche und allseits präsente Moderator und Bestseller-Autor Manuel
Andrack, warum er lieber in den deutschen Mittelgebirgen als im Gebirge
wandert; der bekannte Soziologe Hartmut Rosa erklärt im Gespräch die
grundlegende Resonanzerfahrung, die das Spazieren in der Natur ermöglicht; weitere
Beiträge widmen sich den gesundheitlichen Aspekten des Wanderns und gehen der
Frage nach, was Wandernerlebnisse eigentlich für Familien mit Kindern bedeuten.
Über den Karnischen Kamm …
Wandern ist auch die beste Möglichkeit, den Karnischen Kamm zu erkunden.
Über diese Bergkette an der österreichisch-italienischen Grenze verläuft der
bekannte Karnische Höhenweg, zu seinen Füßen liegen gleich drei mit dem Label
„Bergsteigerdorf“ ausgezeichnete Talschaften und Gemeinden, die durch ihre
landschaftliche wie kulturelle Ursprünglichkeit bestechen: das Lesachtal, das
Tiroler Gailtal und die Ortschaft Mauthen. Zudem bieten die Karnischen Alpen
den südlichsten Gletscher Österreichs und ein weltweites
Alleinstellungsmerkmal: Hier tritt nämlich eine rund 250 Millionen Jahre
währende Erdgeschichte an die Oberfläche und trifft auf eine rund 200-jährige
Forschungstradition, die unter anderem die Einrichtung eines Geoparks und
zahlreicher wissenschaftlich kuratierter Geotrails ermöglicht hat. Dort wird
die Erdgeschichte auf faszinierende Art und Weise erleb- und begreifbar.
… und die Menschen am Berg …
Die Rubrik BergMenschen bringt unter anderem ein Porträt der
bayerischen Bergsteigerlegende Hermann Huber, der heuer seinen 90. Geburtstag
feiert, und von Andrea Eisenhut. Die erste deutsche Meisterin im Sportklettern
(1991) klettert auch mit 60 Jahren noch im 10. Grad und hat in den letzten
Jahren zahlreiche schwierige Alpinrouten erschlossen. Gerhard Heidorn hat ihr
über Ehrgeiz, Motivation und das Älterwerden gesprochen.
… zur Kultur am Berg,
dieses Kapitel ist der Literatur gewidmet: Mit Christoph Ransmayr steht einer der großen Erzähler der Gegenwart im Blickpunkt der Rubrik BergKultur. Warum haben unverfügte Räume wie Gebirge, Meere und Wüsten in seinem Werk eine so zentrale Bedeutung? Auch die Leistung eines Joseph Kyselak 1825 wird gewürdigt. Schön, dass so ein Sonderling Eingang in dieses Werk findet.
… der Theorie und dem eigentlichen Bergsteigen
In BergWissen geht es unter anderem um das im Zuge des Klimawandels wachsende Risiko von Steinschlag auf alpinen Wegen und wie man es beurteilen und mit ihm umgehen kann. Spannend und brisant ist auch die Frage, welche Rechte eigentlich die Natur hat und wer diese vertritt.
Die Rubrik BergSteigen berichtet unter dem Motto „Nichts ist so
beständig wie der Wandel“ über große klassische Westalpentouren im Zeitalter
der globalen Erwärmung und zeichnet auf, welche Möglichkeiten internationale
Top-Alpinisten und Wettkampfathleten ergriffen, bevor das Coronavirus die Welt
in Besitz nahm, und was diese Krisensituation im Frühling 2020 für sie
persönlich und für den Bergsport bedeutet. Eine Nachdenkpause allemal – die
Andi Dick dafür nutzt, sein Selbstverständnis als Bergsteiger neu zu verorten.
Und eine Lanze für humanistische Werte im Bergsport zu brechen. Es läge an uns,
die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Und alles wie immer und gewohnt: Perfekt geschrieben, gut
recherchiert, mit besten Autoren, die die Materie kennen und kongenial
illustriert. Viele Gthemen und Kapitel sind hier noch gar nicht genannt. Man
soll sich ja schließlich auch mal überraschen lassen.
Jedenfalls, das Jahrbuch 2021 enthält wieder Lesestoff für viele bergungeeignete Tage und noch darüber hinaus. Es ist wieder ein Jahrbuch, das in die Sammlung gehört! Es sei empfohlen.
Deutscher Alpenverein; Österreichischer Alpenverein; Alpenverein Südtirol: BERG 2021 – Alpenvereinsjahrbuch. BergWelten: Karnischer Kamm; BergFokus: Wandern. Redaktion: Anette Köhler (Tyrolia Verlag) und Axel Klemmer. 256 Seiten, 285 farbige Abbildungen und 25 sw Abbildungen. Format: 26 cm x 21 cm. Tyrolia Verlag, Innsbruck. ISBN 978-3-7022-3876-6. 20,90 €.
Sie erhalten das Buch wahrscheinlich bei Ihrer Alpenvereinssektion, sicher aber im Buchhandel oder hier.
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