Freitag, 4. Mai 2018

Bodo Hell, Peter M. Kubelka, Walter Seitter, Elsbeth Wallnöfer: Untersberg

Bodo Hell, Peter M. Kubelka, Walter Seitter, Elsbeth Wallnöfer:
Untersberg 
Geschichten, Grenzgänge, Gangsteig
 Berggeschichten



Es hat eigentlich die ideale Mischung für ein Buch über Berge: Ein Mix aus realen Feststellungen zu Geschichte in verschiedenen Facetten, literarische Kapitel eines Philosophen und eines bergverliebten Schriftstellers und Almhirten, das ganze gemischt mit „erklärenden Einschüben“ einer Volkskundlerin, lexikonartig gehalten als Kastentexte, und alles garniert mit zauberhaften Fotos.

Der Untersberg also, das das sagenumwobene Bergmassiv zwischen Berchtesgaden und Salzburg. Der Kaiser IM Untersberg, die 10 Kaser AUF dem Untersberg, der Schmuggel mit grünen Kaffeebohnen ÜBER den Untersberg, die Marienwallfahrten UM den Untersberg, sogar von einem Mord weiß die Geschichte zum Hausberg der Salzburger zu berichten.

Ein dichtes Flechtwerk von Fantastereien, wirklichen Orten und unwirklichen Unorten überziehen das Kalkmassiv – nicht selten führen die Spuren in unwegsames Gelände oder zu rätselhaften Plätzen. Anhand von Erzählungen, Bildzeugnissen und Handschriften versuchen der Schriftsteller Bodo Hell, der Philosoph Walter Seitter und die Volkskundlerin Elsbeth Wallnöfer, den bisweilen seltsam exotischen Geschehnissen auf die Spur zu kommen, der Philosophie des Berges gerecht zu werden.

Von der Philosophie …
Grundlegend wird anfangs die Frage gestellt: „Was ist ein Berg?“. Man sieht, hier war der Philosoph am Werk, Walter Seitter. Er verknüpft seine Gedanken immer wieder mit Hinweisen aus der Geschichte, nicht umsonst heißt eines seiner Kapitel auch „Politikgeschichte“. Dort spricht er mit nüchternen Worten über die Kelten, über die Römer, über das Mittelalter und die Salzburger Erzbischöfe. Man sollte sich diese Seiten gerade anfangs und als Nicht-Untersberg-Fachmann sorgfältig durchlesen, bevor man sich an eher phantasievollere und -fordernde Kapitel wie die „Sagengeschichte“ macht. Aber auch die sind mit realen Hinweisen und Erzählungen gespickt. Das Kapitel „Kunstgeschichte“ erzählt von Malern, von Alexander von Humboldt, na ja, eher ein Forscher, von modernen Künstlern, dem Theatermacher Max Reinhardt, und von einem der seltsamsten Geistlichen Salzburgs, dem legendären Valentin Pfeifenberger, der in seinem Lungauer Wohnort ein Theaterstück zum Untersberg schrieb und es dort mit Schulkindern alljährlich auch vorführte.

… über die Literatur
Für Literatur, für schöngeistige Worte, geschrieben in völlig eigener Grammatik und eigenem Singsang, ist der „Dachsteinpoet“ Bodo Hell zuständig gewesen. Er ist seit Jahrzehnten am Dachstein des sommers als Viehhirte tätig. Das gibt ihm die (geistige) Muße, an seinen Sprachschöpfungen zu arbeiten und zu feilen.

Hell beschäftigt sich mit den verschiedenen Bergnamen und damit ihrer Gegend und schreibt darüber. Phantasie mischt sich mit realen Vorkommnissen. Wer mag prüfen, ob das alles so ist wie beschrieben oder den Gedanken entsprungen? Man wird viel grübeln, was es mit den Erzählungen auf sich hat, man wird sie wahrscheinlich wieder und wieder lesen, und jedesmal etwas neues in ihnen entdecken.

… zur Fotografie
Der bekannte Wiener Fotograf Peter M. Kubelka lässt die Mysterien zu wirklichen Bildern werden, in all ihrer bizarren Erscheinungsweise. Die Fotos illustrieren nicht nur die Erzählungen und machen die Landschaft deutlich, sie stehen auch für sich, für den Berg und die Berge, nicht nur für den Untersberg speziell. Auch eine Art Philosophie also.

Zu den Autoren, der Autorin und dem Fotografen:

Bodo Hell, geboren 1943 in Salzburg, Studien am Mozarteum (Orgel) und an der Uni Wien (Germanistik, Geschichte), Prosa, Radio, Theater, Foto, Film, Kooperationen, Almwirtschaft (seit 1979), zahlreiche Publikationen, 2017 Heimrad Bäcker- und Christine Lavant-Preis.
Foto: Sigrid Landl

Peter M. Kubelka, geboren 1963 in Wien. Studium an der TU Wien. Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt Wien (Fotografie). Kooperationen mit der Salzburger Künstlerin Irene Andessner. Langjährige Erfahrung im Bereich Werbefotografie (Food- Fotografie), Polaroid- und Kulturfotografie. Er ist Fotograf der Liechtensteincollection in Wien.
Foto: Elsbeth Wallnöfer

Walter Seitter, geboren 1941 in St. Johann in Engstetten. Studium u.a. in München und Paris (Philosophie, Politikwissenschaft, Kunstgeschichte). Lehrte Politikwissenschaft und Medientheorie, zahlreiche Übersetzungen von Michel Foucault. Leiter der Sektion Ästhetik der Neuen Wiener Gruppe/Lacan-Schule. Publikationen zur Philosophie der Politik, der Kunst sowie zur Philosophischen Physik.

Elsbeth Wallnöfer, Volkskundlerin, Philosophin, Autorin. Veröffentlichungen zu verschiedenen Themen aus dem Bereich der Volkskultur. Zuletzt Märzveigerl & Suppenbrunzer, Verlag Anton Pustet 2014. Unregelmäßig Kommentatorin in der Tageszeitung der Standard.
Foto: Peter M. Kubelka



Bodo Hell, Peter M. Kubelka, Walter Seitter, Elsbeth Wallnöfer: Untersberg. Geschichten, Grenzgänge, Gangsteige. Berggeschichten. 160 Seiten, durchgehend farbig bebildert. Format: 21 x 24 cm. Buch-Bindung: Hardcover. Verlag Anton Pustet. ISBN 978-3-7025-0669-8. 25 €.
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