Mittwoch, 24. Oktober 2018

BERG 2019. Alpenvereinsjahrbuch

Deutscher Alpenverein; Österreichischer Alpenverein; Alpenverein Südtirol: 
BERG 2019
Alpenvereinsjahrbuch






Alle Jahre wieder ein Musthave für Bergfreaks: die aktuelle Ausgabe von BERG, das Jahrbuch der drei großen Alpenvereine. Zum 143. Mal übrigens – Anmerkung erlaubt: Der DAV feiert nächstes Jahr sein 150. Jubiläum.

Die Jahrbücher waren also fast von Anfang an dabei. Welche Periodika kann schon auf eine so lange Tradition verweisen? Sicher nicht viele.

BergWelten: Ankogel und Hochalmspitze / BergFokus: Motivation - Was treibt uns an?
 - Das sind die Hauptthemen dieser Ausgabe.

Ankogel und Hochalmspitze
Hätten Sie zum Beispiel gewusst, dass die Wiege des Alpinismus am Ankogel steht? Bereits um 1762 – also gut 20 Jahre vor der Erstbesteigung des Mont Blanc, die gemeinhin als die Geburtsstunde des Alpinismus gilt – soll „der alte Patschg“, ein einfacher Bauer aus dem Böcksteiner Anlauftal, den 3250 Meter hohen Tauerngipfel bestiegen haben. Was ihn wohl dazu bewogen hat? – Fest steht, dass der Anblick des Berges von Bad Gasteiner Seite aus sehr beeindruckend ist, dabei ist er noch nicht einmal der höchste Gipfel der nach ihm benannten Gebirgsgruppe. Die etwas weiter südlich gelegene Hochalmspitze, wegen ihrer majestätischen, ebenmäßigen Form gern auch als Tauernkönigin bezeichnet, ragt rund 100 Meter höher empor. Fest steht auch, dass die Ankogelgruppe, in den östlichen Hohen Tauern, im Grenzgebiet von Salzburg und Kärnten gelegen, ein unglaublich vielseitiges Bergrevier ist, für das die beiden Bergsteigerdörfer Malta und Mallnitz ideale Ausgangspunkte bilden. BergWelten stellt das Gebiet und seine Erschließungsgeschichte vor, wandert von Hütte zu Hütte, betrachtet die Entwicklung von Gletschern und Permafrost, steigt mit dem bekannten Extrembergsteiger und Local Markus Pucher auf die „Tauernkönigin“ und ist den naturkundlichen Besonderheiten der Region auf der Spur.

Natur, Geschichte, Bergsteigen und Klettern, dazu prächtige Fotos, alles ist in diesem Kapitel vorhanden und gibt einen guten Überblick über eine der schönsten Gebirgsregion in den österreichischen Alpen.

Was treibt uns an?
Was motiviert uns, sich für eine Sache einzusetzen? Diesen Fragen wird im BergFokus nachgegangen. Dieses Hauptkapitel beginnt mit einem Aufsatz zu alpinistischen  Praktiken im Spiegel der Gesellschaft – auch ein interessanter Ansatz! Danach geht es um die Auswirkungen der Alpenvereinsgründung an der wirtschaftlichen Entwicklung der Alpentäler. Philosophie und Psychologie folgen. Aus welchen Motiven haben sich vor bald 150 Jahren (2019!) eine Handvoll Männer zusammengetan, um den Deutschen Alpenverein zu gründen? Welche Idee, welche Werte steckten dahinter? Wie ist es mit dem „Ehrenamt“ in unserer Gesellschaft heute bestellt? Und was treibt uns eigentlich – heute zahlreicher denn je – in die Berge? Der Blick auf den Alpinismus als Projekt der Moderne fördert erstaunliche gesellschaftliche und kulturelle Zusammenhänge zu Tage.

Bergmenschen
Berichtet über Inklusion in den Bergen, ein wichtiges Thema. In diesem Kontext stellen wir fünf außergewöhnlich engagierte und inspirierende BergMenschen vor – vom „jugendbewegten“ Ernst Enzensperger, der vor etwa hundert Jahren die JDAV gründete bis hin zu Energiebündel Andrea Szabadi, die sich aus dem Rollstuhl heraus für inklusive Bergsportprojekte stark macht.

BergSteigen
hat die Menschen und den Bergsport im Focus.

BergWissen
schaut hinter die Kulissen des „Frau-Holle-Business“ und bringt ein Kaleidoskop von Schauplätzen und Aspekten zum Thema Schnee als Geschäftsmodell. Wetten, dass Sie den Schnee von morgen mit anderen Augen betrachten!?

Spannend und aktuell auch das Thema Bergrettung: Ein Insider und aktiver Rettungsmann schaut sich die Entwicklungen und Trends der letzten Jahre an.
Dazu zählt auch das veränderte Kommunikations- und Medienverhalten. Deswegen nehmen wir das Thema Bergsport und Social Media unter die Lupe. Welche Interessensgruppen spiegeln sich in Facebook & Co. wider und wie wirkt das wiederum auf den Sport selbst zurück?

BergKultur
erzählt von erstaunlich ausgereifter Alpinausrüstung aus Ötzis Zeiten und von einem Bergsportgerät, das erst in den späten 1940er-Jahren erfunden wurde, nicht zuletzt der Gaudi wegen: den Firngleitern oder Figln. Darüber hinaus bringt es eine Fotoreportage zum Projekt „Koexistenzen“ des Südtiroler Künstlers Walter Niedermayr, der sich darin mit der Allmende-Praxis im Fleimstal beschäftigt – ein ebenso ästhetischer wie hochaktueller Beitrag zum zeitgenössischen Commons-Diskurs.

Fazit
Das Jahrbuch BERG bietet wie immer eine überzeugende Themenvielfalt, eine hohe inhaltliche und optischer Qualität mit Autoren, die ihr Thema verstehen, vielen prächtigen Bildern und, ebenfalls wie immer, einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Frage muss erlaubt sein: Wo erhält man sonst ein solches Werk zu einem Preis von nicht ein mal 19 Euro???

Hrsg. Deutscher Alpenverein; Österreichischer Alpenverein; Alpenverein Südtirol
Sonstige: Anette Köhler: BERG 2019. 256 Seiten, 261 farbige und 55 schwarzweiß Abbildungen, Format 26 cm x 21 cm, Tyrolia Verlag, Innsbruck. ISBN 978-3-7022-3695-3. 18,90 €.
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