Sonntag, 12. Mai 2019

Deutscher Alpenverein (Hrsg.): Die Berge und wir


Deutscher Alpenverein (Hrsg.):
Die Berge und wir
 150 Jahre Deutscher Alpenverein

 

Wenn der Alpenverein etwas macht, dann aber richtig, möchte man bei diesem Buch ausrufen. Und zwar schon gleich, wenn man es in der Hand hält, ohne überhaupt schon einen Blick hineingeworfen zu haben.

Nun sind Äußerlichkeiten wie Format, Dicke, Gewicht, gelungenes Cover und was weiß ich noch sicher keine Kriterien, die ein Buch ausmachen. Also ab zum Inhalt.

Und der hat es ebenfalls in sich. Klar, der Alpenverein selbst steckt hinter dieser umfassenden Darstellung seiner Geschichte. Wenn man aber weiter unten liest, wer an den Texten des Buches mitgewirkt hat, dann wird man fast ehrfürchtig. Bei so einer fundierten Aufarbeitung der Geschichte des Vereins konnte auf vermutlich fast alle wichtigen Aspekte des Alpinismus und des Vereins eingegangen werden.

150 Jahre Bergfaszination
Wandern, Klettern, Skitourengehen und Mountainbiken. Die Menschen, die in die Berge gehen, eint eine Leidenschaft – die für die Berge. Sie sind überwältigt von der hochalpinen Landschaft, meistern Herausforderungen, setzen sich mit der Gefahr auseinander und erleben ihre Leistungsfähigkeit auf eine neue Weise. Das Buch zeigt die Wurzeln dieser Begeisterung und ihren Wandel in den letzten 150 Jahren. Im Mittelpunkt steht dabei der Alpenverein. Er und seine Mitglieder prägten die Vorstellungen über die Berge wesentlich mit.

In wenigen Jahrzehnten nach seiner Gründung im Jahr 1869 erschloss der Alpenverein das zum Teil noch nicht begangene Hochgebirge und beteiligte sich an seiner Erforschung. Seit den 1920er Jahren wendete er sich dem leistungsbezogenen Bergsteigen zu, während er heute zusätzliche Schwerpunkte im Sport- und Wettkampfklettern sowie im Breitensport setzt. Von Beginn an engagierte sich der Verein auch für den Schutz des Hochgebirges.

Zum Inhalt
Das Buch stellt Eckpunkte der Geschichte des Alpenvereins vor sowie die Menschen, die sich für seine Belange engagieren. Ob der Fülle des Materials sollen hier die einzelnen Kapitel hintereinander erwähnt werden.  

Nach einleitenden Kapiteln unter der Überschrift „Konstruieren und inszenieren“ mit dem Thema des Alpenvereins im städtischen Raum und zur aktuell bedeutenden Istagram-Fotografie folgen zahlreiche Aufsätze zum Thema Forschen. Das reicht von der Gletscherforschung bis zu den Anfängen des Naturschutzes im Alpenverein. Unter der Überschrift „Überwinden und erobern“ gehen zahlreiche Autor/innen auf das Bergsteigen in der Vereinsgeschichte ein, einschließlich eines Aufsatzes zu Ausrüstung und Bekleidung mit dem Titel „… eine Ergänzung des menschlichen Körpers“.

Weiteren Artikel widmen sich dem Thema „Frei sein, bewegen und protestieren“, hier finden wir beispielsweise Texte zum Freiklettern, Trekking, Auslandsfahrten oder Klettern als Sport. Die letzten Ausarbeitungen sind u.a. dem Sportklettern, künstlichen Klettergriffen, umweltfreundlichem Skibergsteigen, dem Gay Outdoor Club, dem Mountainbiken, dem Bergsteigen von Menschen mit Behinderung und der Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 gewidmet.

Interessant ist auch die Zusammenstellung ausgewählter Biografien von Alpinisten. Manch einen kennt man vom Namen, weiß aber nicht, wer dahinter steckt. Und vermutlich nicht bei allen kann einem Wikipedia behilflich sein.

Hervorgehoben werden muss auch die Bebilderung. Viele stimmungsvolle Aufnahmen zeigen, warum es die Menschen in die Berge zieht. Sachaufnahmen, z.B. zu (auch historischem) Material und Ausrüstung geben eine Vorstellung davon, was der Alpinismus mitbringt und zahlreiche historische Aufnahmen weisen auf den Anlass des Buches hin: dem 150jährigen Jubiläum des Vereins.

Was mir spontan gefehlt hat, ist eine Darstellung des eher peinlichen Auftritts des Alpenvereins in der NS-Zeit und seine späte Aufarbeitung. Sicher, es gibt da eine andere Publikation, und deren Ausführlichkeit hätte in diesem Jubiläumsband sowieso nicht erreicht werden können. Aber deshalb ganz auf dieses Thema zu verzichten? Wenn man schon Platz der Entwicklung der künstlichen Klettergriffe widmet, der Mountainbikeausbildung und anderen Themen, die nicht unbedingt in einer derartigen Jubiläumspublikation Eingang hätten finden müssen? Eigentlich stelle ich mir unter einem Jubiläumsband eine etwas andere Gewichtung vor.

Abgesehen von diesem Aspekt ist das Buch aber überaus lesenswert und bietet in der Breite seiner Themen vermutlich für jeden Bergfreund, für jedes DAV-Mitglied sowieso, reichlich Stoff für lange Abende und verregnete Wochenenden.
                               
Zum Herausgeber
Herausgeber ist der Deutsche Alpenverein e. V. Die Publikation entstand in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Europäische Regionalgeschichte sowie Bayerische und Schwäbische Landesgeschichte der Universität Augsburg und dem Institut für Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Deutscher Alpenverein (Hrsg.): Die Berge und wir. 150 Jahre Deutscher Alpenverein. 320 Seiten, Format 27,5 x 27,5 cm, 300 farbige Abbildungen, Bindung: Hardcover, Pappband. Prestel. ISBN: 978-3-7913-5886-4. 39,00 [D] inkl. MwSt. ca. 40,10 [A] | ca. CHF 51,50 * (* empf. VK-Preis).
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