Mittwoch, 27. September 2017

Wolfgang Kauer: Felsbilder der Ostalpen

Wolfgang Kauer:
Felsbilder der Ostalpen
Das Erbe der Mondfrau



Manche gehen im „Walde, so still für sich hin“. Ohne, wie der Dichter sagt, groß was zu denken. Manche denken aber was dabei. Und die entdecken dann auch etwas. Zum Beispiel Felsbilder, wie sie Wolfgang Kauer in diesem Buch ausführlich beschreibt.


Der Autor beschäftigt sich in seinem Buch mit den Felsbildern der Ostalpen, deren Ursprünge bis zu den prähistorischen Gesellschaften des nördlichen Voralpenraums zurückreichen. Die frühen Europäer fanden im Gebirge nicht nur Jagdbeute und Erze, sondern nahmen hier auch Kontakt mit ihren Göttern und Ahnen auf. Die Felsbilder zeugen von ihren religiösen Vorstellungen, Nöten und intimsten Wünschen. Kauer scheut aber auch keine interkulturellen Vergleiche. So wird das Buch noch interessanter.

In einer Mischung aus Roman und Sachbuch werden mehr als 150 der aussagekräftigsten Felsbilder in Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, der Steiermark, in Kärnten und Tirol sowie in den bayerischen Voralpen detailliert vorgestellt. Gerade durch die außergewöhnliche Mischung des Handlungsstrangs ergibt sich ein interessanter Text, bei dem man „bei der Stange“ bleibt, weil man ja wissen will, wie es weitergeht, was als nächstes kommt.

Das Buch gibt Einblick in prähistorische Glaubensinhalte und religiöse Riten und beschäftigt sich mit dem Mondkult der vorchristlichen matriarchalen Gesellschaft, an deren Spitze eine mächtige Erdmutter stand, als deren Spiegelung der Mond angesehen wurde.

Kauer beschäftigt sich grundlegend mit dem Thema. So beginnt er sein Buch auf Seite 8 mit der Mondbetrachtung in Japan. Gespickt mit persönlichen Worten und Eindrücken weiß er seine Leser zu überraschen. Wie beispielsweise mit dem in eine Holzwand gesägten Hasen, der eine Schattentreppe hinaufzuspringen scheint. Da muss man erst mal drauf kommen.

Viele Orte in Österreich
Auf Seite 30 nimmt sich Kauer den Frauengöttinnen an. Betrachtungen über eine Höhle im Tennengebirge, über Hallstatt, St. Koloman und weiteren Orten, vor allem in Salzburg und im Salzkammergut, aber auch in anderen Gegenden Österreichs, bis hin zu Abstechern nach Bayern, sind auf über 300 Seiten beschrieben. Und abgebildet, was auch gut ist, denn nur mit Worten erklärt kann sich jemand, der sich mit dem Thema noch nie so richtig beschäftigt hat, sondern es nur vom Hörensagen kennt, vielleicht nicht viel vorstellen.

Felsbildstationen werden in Kauers Buch erstmals zusammenhängend gedeutet, wobei zwischen regionalen Stilen unterschieden wird. Die Felsbild-Motive werden sowohl mit Artefakten als auch mit Gravuren auf Tonwaren verglichen, sodass eine zeitliche Einordnung der rätselhaften Bilder möglich wird.

Macht man sich mal grundsätzliche Gedanken über das Buch kann man nur staunen über die Masse der Entdeckungen, die unzähligen Recherchen, Quervergleichen und Zuordnungen, die aufgrund der Erfahrung des Autors mit dem Thema möglich sind. Man muss nicht alles glauben was man liest, kann es mangels Wissen auch nicht. Es ist halt wie bei jeder Wissenschaft: Sie ist nur so lange gültig, bis sie widerlegt ist. Und bis jetzt ist plausibel, was Kauer bzw. seine Kunstfigur Will erzählt und erlebt.

Es kann nur geraten werden, das Buch trotz Spannung nicht in einem Zug durchzulesen. Man verliert schnell den Überblick und die Aufnahmefähigkeit für die vielen Details, die der Autor beschrieben hat. Häppchenweise ist hier sicherlich die bessere Alternative.

Zum Autor:
Wolfgang Kauer, geboren 1957 in Linz, Schriftsteller und Felsbildforscher, Uni-Absolvent für Deutsch, Geografie und Kunsterziehung, arbeitet als Kunstvermittler an Gymnasium und Universität, lebt in Salzburg. Stadtteilchronist, intensive Reisen ins prähistorische Europa und zu den Welt-Kulturen. Seine zuletzt veröffentlichten Kunstromane nennt er die „Schnabelkannen-Trilogie“.

Wolfgang Kauer: Felsbilder der Ostalpen. Das Erbe der Mondfrau. 320 Seiten. Ca. 150 Abbildungen. Format: 17 x 24 cm. Buch-Bindung: Hardcover. Verlag Anton Pustet, Salzburg, 2017. ISBN 978-3-7025-0880-7. 28 €. eBook: 978-3-7025-8045-2. 17,99 €.
Sie erhalten das Buch im Buchhandel oder hier.

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2 Kommentare:

  1. Nachdem ich das Buch bereits kenne, stimme ich Ihrer Verurteilung dieses interessanten wie informativen Werkes über die Felsritzbilder Deutschlands und Österreichs nicht zu. Offenbar haben Sie den Buchkern gar nicht gelesen, denn Sie haben nichts anderes gemacht als den Klappentext in eine Rezension zu verwandeln und bleiben schon am ersten von ca. 170 Farbbildern hängen, das Sie dann völlig zusammenhanglos und falsch beschreiben. Wie viel Zeit haben Sie in dieses Buch investiert? Eine Rauchpause? Durch diese oberflächliche Herangehensweise ist Ihnen natürlich auch entgangen, dass der Autor seine Aussagen entweder mit Fußnoten belegt oder die Beweisführung erst in späteren Kapiteln nachholt, um Spannung aufzubauen. Wirklich schade, dass Sie dieses wertvolle Buch, das in Frauenfragen eine Innovation darstellt, dermaßen dilettantisch abkanzeln. Ihre Leserinnen und Leser haben sich keine solche machohafte Oberflächlichkeit verdient! Diese macht Sie ganz und gar unglaubwürdig! Meiner Ansicht nach sollte jede Bergsteigerin diese revolutionäre Betrachtungsweise in Sachen „Frauenwände“ kennen lernen und Männer erst recht!

    Lg Bergsteigerin 25

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  2. Liebe Bergsteigerin,

    von einer Verurteilung des Buches oder gar "abkanzeln" in meiner Vorstellung finde ich nichts in meinem Text - wo haben Sie so etwas herausgelesen? Ganz im Gegenteil, ich habe mich anerkennend über es geäußert und sogar am Schluss geraten, das Buch lieber häppchenweise zu lesen, weil man dann mehr davon hat. Etwas unbegründete Emotionen zurücknehmen ist manchmal die bessere Weise mit seinen Mitmenschen umzugehen. Auch wenn es Männer sind.

    Dieter Buck

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