Montag, 8. Juli 2019

Hans-Joachim Löwer: Gipfelkreuze – Träume, Triumphe, Tragödien

Hans-Joachim Löwer: Gipfelkreuze
 – Träume, Triumphe, Tragödien
Die 100 faszinierendsten Gipfelkreuze der Alpen und ihre Geschichten





Ziel der vielleicht meisten Bergsteiger ist der Gipfel eines Berges. Und damit auch verbunden das Gipfelkreuz. Das Gipfelkreuz selbst wird wohl eher selten das eigentliche Ziel einer Bergour sein, es sei denn, jemand unternimmt sie aus spirituellen Gründen. Ansonsten ist es halt „da“.

Kaum jemand macht sich wahrscheinlich größere Gedanken um das Gipfelkreuz. Höchstens es ist besonders schön, spektakulär oder besonders schlecht erhalten.

Wer hat diese Kreuze gebaut?
Und warum? Welche Menschen, Ideen und Schicksale stecken in ihnen Hans-Joachim Löwer hat sich mal der Sache angenommen, hat über Gipfelkreuze recherchiert, hat hundert davon beschrieben und siebzig davon erwandert. Abenteuerliche, kuriose und erschütternde Geschichten hat er da gefunden, die oft weit in die Vergangenheit zurückreichen – und bislang fast völlig unbekannt waren.

Dass der Autor Journalist war und schreiben kann, merkt man von der ersten Seite an. Der Leser glaubt, stets mitten im Geschehen zu sein. Der Autor nimmt ihn mit auf Gipfeltouren, bei denen er ungewöhnlichen Menschen begegnet.

Für den Corno di Cavento in Norditalien, wo vor hundert Jahren ein Gebirgskrieg tobte, baut Giovanni Pellizzari ein Gedenkkreuz aus Eisenstangen und Stacheldraht, ziert die Arme mit jeweils einem Soldatenhelm – und lässt im Wind eine Glocke schwingen, deren Klöppel ein Projektil von einst ist. Für die Schönfeldspitze in Österreich erschafft Anton Thuswaldner aus Kaprun eine Nachbildung der „Pietà“ von Michelangelo. Im Südtiroler Grödnertal überwirft sich Ivan Lardschneider mit fast dem ganzen Dorf Wolkenstein, weil er für ein Kreuz auf dem Piz Miara mit dem traditionellen Stil der heimischen Holzschnitzer bricht.

In den Gipfelkreuzen der Alpen stecken oft menschliche Dramen, der Leser folgt ihnen Schritt für Schritt. Auf dem sturmumtosten Rophaien am Urner See scheitern Männer aus Flüelen 2017 mit dem lebensgefährlichen Versuch, am Schweizer Nationalfeiertag das Monument durch die Nacht leuchten zu lassen. Auf dem Langkofel in den Dolomiten wird Bergführer Toni Demetz 1952 vom Blitz getroffen; sein Vater, der ihn retten will, findet ihn leblos im Schnee, die Augen starr zum Himmel gerichtet – zwei Jahre danach kniet Johannes Demetz gebrochen vor einem Kreuz für seinen toten Sohn.

Historische Gipfelkreuze
Der Leser streift durch 200 Jahre europäische Geschichte. Er trifft auf Figuren, die mit Gipfelkreuzen politische Signale senden. Erzherzog Johann macht 1823 die Weihe des Erzberg-Kreuzes in der Steiermark zu einer glanzvollen Wallfahrt, um die Leute für seine Reformideen zu gewinnen. Papst Leo XIII. lässt 1901 auf dem Monte Musinè westlich von Turin ein Monument errichten, das an den legendären Sieg des römischen Kaisers Konstantin „im Zeichen des Kreuzes“ erinnert – der Pontifex will Italiens Berge mit christlichen Symbolen besetzen. Der Gemeinderat von Wackersberg in Oberbayern lässt, vom Nazi-Taumel erfasst, 1933 auf dem Heigelkopf ein Hakenkreuz aufstellen – der unselige Name „Hitlerberg“ geistert bis heute durch das Internet.

Interessante Gliederung
Die Beschreibung der Gipfelkreuze folgt nicht der Geografie oder den Alpenländern, wie man eigentlich erwarten würde. Hans-Joachim Löwer hat die Kreuze in 14 Kategorien eingeteilt, von Kraftakten über Naturgewalten und Tragödien oder Provoaktionen bis zu Signalen.

Die 100 Kapitel sind alle im Präsens geschrieben, selbst wenn sie tief in der Vergangenheit spielen. Nie zuvor hat ein Buch so zeitnah und umfassend beschrieben, welche Schicksale und Gedanken in den Gipfelkreuzen der Alpen stecken. Die Sprache ist lebendig, spannend, mitreißend, sodass man das Buch gerne in einem Zug durchlesen möchte, ohne Unterbrechung immer in Erwartung, was die nächste Geschichte erzählen würde.

Die Kreuze sind nicht nur hervorragend in Wort, sondern auch ausführlich in Bild beschrieben. Dabei wechseln sich historische Abbildungen und Fotos ab mit aktuellen Aufnahmen.

Zum Autor:
Hans-Joachim Löwer, geboren 1948, war 16 Jahre lang Auslandsreporter des „Stern“. Seit 1991 arbeitet er als freier Autor, u. a. für „National Geographic“. Er hat Bücher über Mexiko und Südafrika, die Türkei und das besetzte Westjordanland geschrieben. Löwer, verheiratet und Vater einer Tochter, zog 2010 von Hamburg nach Garmisch-Partenkirchen (Deutschland) – weil ihn die Berge mehr inspirieren als das flache Land.
Hier finden Sie ein Interview mit der Zeitschrift Dolomiten zum Buch.

Hans-Joachim Löwer: Gipfelkreuze – Träume, Triumphe, Tragödien. Die 100 faszinierendsten Gipfelkreuze der Alpen und ihre Geschichten. 352 Seiten, zahlreiche Fotos und Grafiken, fester Einband (Hardcover), Format: 210 x 260 mm, Gewicht: 1528 g. Athesia. ISBN: 978-88-6839-383-0. 30 €.
Sie erhalten das Buch im Buchhandel oder hier.

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