Freitag, 16. November 2018

Simon Walther/Markus Mäder: zwischensaison

Simon Walther/Markus Mäder: zwischensaison



Dieser apart querformatig gestaltete Bildband zeigt etwas, was man als Tourist normalerweise nicht sieht: Berge, Landschaft, Häuser, schlichtweg sonst quirlige Urlaubsgebiet in der Zeit, in der sich weniger Besucher, dafür mehr Arbeiter und Handwerker dort aufhalten.

Die Bevölkerung, so sie noch dort wohnt, muss diese Zeit aushalten. Jahr für Jahr. Auch der Bildbetrachter hat nun Gelegenheit, Schweizer Landschaften in ihrer Ruhephase zu sehen. Zu genießen kann man wohl kaum sagen. Man staunt: Die Landschaft selbst hat sich ja nicht verändert, nur die Zutaten weisen eine andere Qualität auf.

Vorsaison: zwischen März und Juni bereist
In seinem neuen Bildband "ZwischenSaison" beschäftigt sich der Fotograf Simon Walther mit den stark "berührten" Seiten der Schweizer Alpen, den Tourismusorten und Wintersportgebieten. Walther hat diese Regionen vornehmlich im Zeitraum zwischen März und Juni bereist und dort die spezifische Atmosphäre der touristisch schwer verwertbaren Zwischensaison eingefangen.

Ergänzt werden diese oft überraschenden, augenzwinkernden und poetischen Bilder mit beeindruckenden, grossformatigen Landschaftspanoramen, welche die Stimmungen des jahreszeitlichen Übergangs in der Natur zum Thema haben.

Manche der großformatigen, teils doppelseitigen Fotos zeigen eine unberührte Natur, wie sie immer ist, nur halt zu einer ungewöhnlichen Jahreszeit, mit ausaperndem Schnee. Aber das Sonnenaufgangs (oder -untergangs?)-Bild ist unabhängig von der Jahreszeit stimmungsvoll, ebenso die anderen Bilder „zwischen den Zeiten“ oder das mit dem Regenbogen. Dafür sind andere Details, Seilbahnutensilien zum Beispiel, wiederum immer hässlich, auch im Sommer, bei leuchtendem Grün und strahlend blauem Himmel. Auch Schneekanonen tragen zwischen Juni und September nicht zur Verschönerung der Landschaft bei.

Der Betrachter wird deshalb auf das Wesentliche, das Unspektakuäre, der Landschaften zurück geführt. Einmal ohne Menschen als schmückendes Beiwerk. Ohne verschönernden Schnickschnack. Einfach die Welt pur, in aller Unzulänglichkeit. Das ist nicht das Schlechteste – man ist ja normalerweise immer die geschönte Variante gewohnt. Aber so ist das Leben halt nicht. Und auch nicht die Landschaften, nicht einmal in den schönsten Gegenden der Alpen.

Zu Autor und Fotograf:
Simon Walther, geboren 1965, ist Grafiker und Konzepter. Seit 1989 führt er seine eigene Agentur «2plus» für Kommunikation in Wattwil, 2013 zweiter Agenturstandort in Maloja. Seit 2010 erkundet Walther als Autodidakt das Neuland der Fotografie, besonders der Berg- und Landschaftsfotografie. 2017 hat er den Bildband «bergüber - Alpenpanoramen in ihrer symmetrischen Verdoppelung» im Benteli Verlag herausgebracht. Markus Maeder, geboren 1945, hat Literatur und Geschichte studiert und arbeitet als freier Autor und Ghostwriter. Buchveröffentlichungen bei Wörterseh, NZZ Libro u.a., journalistische Beiträge in zahlreichen Medien.

Simon Walther (Fotos)/Markus Mäder (Text): zwischensaison. Mit einer Einführung von Markus Mäder. 144 Seiten, zahlreiche Farbfotos, teils doppelseitig. Format: Breite 270 mm, Höhe 210 mm. Gebunden. AS Verlag, Zürich, 2018. CHF 48.
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