Sebastian Marseiler:
Kunstführer Südtirol
Zu den Lieblingszielen im Alpenraum zählt Südtirol, Schnittstelle zwischen Nord und Süd, wo sich Teile Europas vereinen. Sei es nun kulinarisch, sei es kulturell.
Deshalb gibt es kaum ein Gebiet in Mitteleuropa, das so dicht besetzt ist mit Kunstdenkmälern wie Südtirol. Europa ist hier mehr als präsent im Wechselspiel der Einflüsse und der Epochen. Als Durchzugsgebiet par excellence hat Südtirol immer profitiert von diesem seinem Schicksal.
Eingebunden in Europa, aber doch was eigenes
Aber es ist ein Wesensmerkmal der Südtiroler Künstler, dass sie in der Rezeption gern eigene originelle Wege gingen. Gerade das macht das Kunsterlebnis so spannend. Natürlich sind da die großen Baudenkmäler wie Dome und Klöster, die Burgen, Schlösser und Ansitze. Aber daneben stehen in einer atemberaubend schönen Kulturlandschaft unscheinbare Kirchlein, die unerwartete Kunstschätze hüten. Und die von der umliegenden Bevölkerung wie etwas Ureigenes geachtet, geschätzt und geliebt werden. Der Weg zu Fuß zu ihnen wird zu einer kleinen Pilgerfahrt, wo das Landschaftserlebnis als Begleitmelodie zum Kunstgenuss mitschwingt.
Dieses Buch nimmt den Kunstfreund, die Kunstfreundin bei der Hand, führt sie ein und hin, erzählt flüssig und verständlich. Fachkenntnis kommt daher immer mit dem Blick für das Besondere und das spannende Detail, hat gern eine überraschende Pointe und eine Prise Humor im Repertoire. Nachdem Kunst und Lebenskunst zusammengehören, besonders in Südtirol, fehlen nicht die Hinweise auf Kuriosa und manchmal auch für Genießerisches.
Ein begnadeter Erzähler – mit einem reichen Wissen um die Fakten
Marseiler betet nicht die üblichen Fakten herunter, sondern erzählt. Erzählt mit einem reichen Wissen um die Vergangenheit und um die Kultur seines Landes. Und das in einem Schreibstil, der zum Lesen, zum Weiterlesen, ja zum Nichtmehraufhören mit Lesen einlädt. Trotzdem kommen die Fakten nicht zu kurz, wer mit dem Buch in der Hand vor einem der reichen Schnitzaltäre, in einer freskengeschmückten Kirche oder einer Burg steht, weiß hinterher genau, was er da gesehen hat.
Das Buch beginnt mit einer kunsthistorischen Einführung in die Epochen, von der Vorromanik ab etwa 500 bis in die Moderne. Danach ist es nach Landschaften geordnet, von Bozen und Umgebung bis ins Pustertal.
Das alles macht aus diesem Buch weit mehr als einen Kunstführer und die Lektüre obendrein zu einem ganz besonderen Lesevergnügen. Es nur jedem zu empfehlen, der nach Südtirol fährt oder der sich vor oder nach einer Reise mit dem Land befassen möchte. Es bleibt nur zu hoffen, dass unbeschwertes Reisen wieder einmal möglich sein wird.
Zum Autor:
Foto: privat.
Sebastian Marseiler: Kunstführer Südtirol, 400 Seiten, zahlreiche Fotos, Softcover, Format: 165 x 212 mm. Athesia Verlag. ISBN 978-88-6839-496-7. 24,90 Euro
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