Dominik
Prantl: Tirol
Eine Landvermessung in 111 Begriffen
Illustriert von Christian
Opperer
Sage keiner, ein Buch wäre
nicht aktuell: In diesem gerade eben erst erschienen Werk ist die Corona-Pandemie
und die unglückselige Rolle von Ischgl bereits Thema! Darüber hinaus findet man
zwischen viel und allem was in und zu Tirol bemerkenswert, selten, und
außergewöhnlich oder sogar gewöhnlich ist.
Ein „Grenzgeniales Glossar über das weltweit schönste Bundesland
Österreichs, auf gut 100 ebenso grenzgenial illustrierten Seiten“, so nennt der
Verlag das Buch. Übertrieben ist das nicht. Der von anderen alpinen Themen wie
auch aus der Süddeutschen Zeitung bekannte Autor, mit Wohnsitz u.a. in Tirol beschreibt
von Andreas Hofer über die Kurzohrmaus bis zum Großglockner nicht nur die
größten Tiroler, sondern auch jene, die sich dafür halten.
Was
Sie schon immer über Tirol wissen wollten
Prantl würdigt schon allein aus
Quotengründen etliche Frauen der spätestens bei Ötzi beginnenden
Landesgeschichte wie Maultasch, Mölk und Frau Hitt. In seiner launigen
Landeskunde für Einheimische, Zugereiste und Gäste blickt er nicht nur hinter,
sondern auch vor die Kulissen von Brenner, Nordkette und Ischgl. Dies schützt seine
Leser allerdings nicht vor Risiken und Nebenwirkungen wie Lachkrämpfen und
unerwarteter Horizonterweiterung. Und vor allem nimmt er sich selbst nicht
allzu ernst.
Bergtauglich in feste Pappe gebunden ist dieses glossar- oder
lexikonartig aufgebaute Buch ein Werk, das man nicht in einem Zug lesen sollte.
In dem der fährt sowieso nicht, denn ob des Kicherns bis Lachens, das den Leser
vielleicht befällt wäre es gut möglich, dass die anderen Fahrgäste den
Rettungsdienst zum nächsten Bahnhof bestellen. In einem Zug im Sinne von Zeit
aber auch nicht, denn wenn wenn Gag auf Witz auf Gag folgt, stumpft der Leser
vielleicht doch ein wenig ab. Wäre aber schade drum.
Am Besten nimmt man das Buch wie ein Betthupferl: Jeden Abend
eines, an Sonntagen zwei. Dann kann man jede Seite, jedes Kapitel so richtig
genießen. Und da es eine ganze Weile dauert, bis man dann durch ist kann man
unbedenklich wieder von vorne beginnen.
Aber Spaß beiseite: Prantls Werk ist zwar amüsant geschrieben,
aber gut recherchiert und dort, wo es darauf ankommt auch meinungsstark. Man
lernt einiges über das schöne österreichische Bundesland, lässt aber auch
vielleicht altbekanntes Revue passieren und freut sich, dass man schon so viel
kennt und weiß über das einzigartige Tirol.
Zum
Autor:
Dominik Prantl,
Jahrgang 1977, zog es schon während seines Studiums der Wirtschaftsgeographie
in die Alpen und zu den Straßenküchen in fernen Ländern. Noch länger schreibt
der Journalist und Autor für die Süddeutsche Zeitung, seit 2005 vor allem für
den Reiseteil und über Berge. Von ihm erschienen zuletzt das erfolgreiche
„Gipfelbuch“ (SZ Edition) und die „Gebrauchsanweisung Namibia“ (Piper). Er lebt
in Innsbruck und in München.
Dominik Prantl: Tirol.
Eine Landvermessung in 111 Begriffen. Illustriert von Christian Opperer. 112
Seiten, mit cirka 25 zweifarbige Illustrationen, Format 18 cm x 13 cm,
kartoniert. Tyrolia Verlag, Innsbruck, 2020. ISBN 978-3-7022-3848-3. 14,95 EUR.
Postkartenserie zum Buch erhältlich.
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