Samstag, 23. September 2017

Ulrich Metzner: Nachtwächter und Türmer

Ulrich Metzner:
Nachtwächter und Türmer
damals und heute



Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen: Unsere Glock’ hat Zwölf geschlagen! - Wer kennt dieses wohl berühmteste Nachtwächterlied nicht? Eigentlich denkt man, Nachtwächter, das war einmal, in früherer, romantischer Zeit. Denkt man.

Es gibt ihn aber wieder, den Nachtwächter und auch den Türmer. Die in Jahrhunderten gewachsene Tradition, die landauf, landab zum viel gefragten Brauch in Deutschland und Österreich geworden ist, erwacht zu neuem Leben. Passend also zu diesem Online-Magazin, das sich mit Reisen und Reiseliteratur befasst. Und warum man nicht auf den Spuren der Nachtwächter und Türmer reisen? Genug davon gibt es ja, wie man in diesem Buch erfährt.

Schlägt den Wächtern von heute die Stunde zur heran dämmernden Nacht, sind Hellebarde, Horn und Laterne griffbereit. Dann machen sie sich bald auf den Weg. Der eine durch verwinkelte Gassen im fahlen Mondlicht, der andere ersteigt den höchsten Kirchturm und späht mit seinen Begleitern nach Auffälligkeiten unterm schwach leuchtenden Sternenzelt.

Mittelalter heute
Da lässt sich das ferne Mittelalter mit seinen vielen abenteuerlichen, heiteren und romantischen Geschichten erahnen. Doch oft wurden die Hüter der Nacht nur wenig ehrenhaft behandelt und erbarmungswürdig entlohnt. Es wird von jenen erzählt, die ehemals auf die zu bewahrende Ordnung verpflichtet waren und manchmal um Leib und Leben fürchten mussten.

Lieder und Stundenrufe – Salär, Auskommen, Lebenswandel – Stand und Ansehen – Rembrandts Nachtwache – Nachtwächterei in der Literatur – Kontrolluhren für Nachtwächter – Historische Großereignisse: Erdbeben, Feuersbrünste, Eulenspiegeleien – Porträts aus ganz Deutschland und Österreich und noch vieles mehr … Alles was Nachtwächter und Türmer betrifft hat der überaus fleißig recherchierende Autor zusammengetragen.

Das beginnt zuerst einmal nach einem einleitenden Kapitel mit einer Sammlung verschiedener Nachtwächterlieder und Stundenrufe. Nicht dass der geneigte Leser denkt, es gäbe nur eines. Zum Teil sind sie auch ausführlich erklärt.

Danach folgen viele interessante Geschichten, Anekdoten, Zitate und viel Wissenswertes um die Zunft, die Geschichte des Gewerbes und seiner Leute. Auch die Geschichte der Zeitmessung spielt hierbei eine Rolle. Auch der Minnesang wird in Zusammenhang mit den Wächtern besprochen. Das sicher schwere Los und Leben des Nachtwächters, der nicht im Sonnenschein des Lebens dastand, ist ebenfalls Thema auf vielen Seiten. Ebenso Nachtwächter und die Kunst, allem voran die Nachtwache von Rembrandt.

Zahlreiche farbige und schwarzweiße Fotos und Grafiken machen das Buch lebendig. Man sieht zeitgenössische Nachtwächter, aber auch historische Abbildungen von Gegenständen, Ausrüstung oder Personen verdeutlichen das geschriebene.

Und so liest man sich durch über 150 Seiten Nachtwächter. Eine interessanter und spannender als die andere. Vor Beginn der Lektüre hätte sicher kaum jemand geglaubt, dass man diesem Thema - eigentlich ein Randthema der historischen Forschung - so viel abgewinnen kann. Man hat Respekt vor den nächtlichen Gestalten bekommen, die schlecht bezahlt sich im Dienste der Allgemeinheit die Nacht um die Ohren schlugen. Sicher kein leichtes Leben.

Orte in Österreich: Gramastetten, Judenburg, Krems, Linz, Obertillliach, Perg, Ried im Innkreis, Salzburg, Sandl, Wels und Wien und 50 weitere in Deutschland
Abschließend findet man einige Seiten mit Adressen der Nachtwächter und Türmer in Deutschland und Österreich.

Zum Autor:
Ulrich Metzner, Württemberger der Vater, aus Sachsen die Mutter, ist Ulrich Metzner in Bischofswerda und Cottbus aufgewachsen. Seit 1980 privat im oberbayerischen Taufkirchen und beruflich in Grünwald vor den Toren Münchens ansässig. Gelernter Tageszeitungsredakteur in Dortmund und Essen. Chefredakteur von Frauen-, Publikums- und Genussillustrierten. Gründer und Chefredakteur des Journals SAVOIR-VIVRE 1994 in Aarau. Bücher zu den Themen Kochkunst, Länder, Regionen.

Ulrich Metzner: Nachtwächter und Türmer. Damals und heute. 168 Seiten. Durchgehend farbig und schwarzweiß bebildert. Format: 17 x 24 cm. Buch-Bindung: Hardcover. Verlag Anton Pustet, Salzburg. ISBN 978-3-7025-0877-7. 
€ 24
Sie erhalten das Buch im Buchhandel oder hier.

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