Wilhelm Bode:
WALDENDZEIT
EUROPEAN
ESSAYS ON NATURE AND LANDSCAPE
Kein geringerer als Caspar David Friedrich, der große, übergroße, Romantiker unter den Malern ist das Kontinuum dieses Buches. Immer wieder tauchen er und seine Bilder auf. Um sie herum wird der Text gesponnen. Wird der Maler hier neu interpretiert?
Vielleicht. Aber das hat er mit allen anderen Menschen und vor allem wichtigen Menschen in der Vergangenheit gemeinsam: Sie werden immer wieder neu interpretiert. Das tut ihnen manchmal gut, manchmal schadet es ihnen auch. Zeitläufte halt, die manches anders sehen.
Caspar David Friedrich und
der Blick in die Wälder
1818 malt Caspar David Friedrich den
»Wanderer über dem Nebelmeer«. Wilhelm Bode erlaubt sich mit WALDENDZEIT einen
überraschenden Zwischenruf – hat das Bild wirklich eine romantische Aussage?
Schließlich zeigt es weniger eine romantische Landschaft als vielmehr den Blick
eines Menschen auf neblige Ungewissheiten in Zeiten der um sich greifenden
Aufklärung. Und die Zukunft ist eben besonders ungewiss. In jener Zeit
verschwindet genau der Wald, den Dichter und Maler gerade zu romantisieren
begannen.
Der Wald wird umgebaut,
wird zum Holzacker
Der Autor, beruflich ein „Waldmann“
geht der Sache nach. Was ist los? Holz wird gebraucht, in früheren Zeiten, man
denke nur an die Abholzungsgeschichte im Schwarzwald oder im ziemlich waldlosen
Italien, das früher ja auch einmal Wälder besaß. Holz wird gebraucht, wurde
gebraucht. Früher auf jeden Fall. Heute wäre es ersetzbar. Wird aber nicht.
Friedrich
wird daher für Bode, der nicht nur Autor, sondern zuallererst
Forstwissenschaftler ist, ein bildnerischer Zeitzeuge extremer
Landschaftsveränderungen. Bode sucht in Malerei und Dichtung aus über 300
Jahren nach weiteren Spuren unseres Bildes vom Wald – die den Essay WALDENDZEIT
illustrieren. Der Blick des Forstmanns ist entlarvend, so zeichnete Friedrich
hauptsächlich Fichten, wo man kunstgeschichtlich noch Tannen zu sehen glaubte.
Bode fragt: Zeigt sich bereits im »Wanderer« ein kritischer Blick auf eine
Forstwirtschaft, die uns aktuell in große Probleme führt? In Zeiten des Klimawandels
wird der Erfolg der Nutzholzversorgung durch Holzacker zur waldökologischen
Erblast.
Doch gebraucht wird Holz mehr denn je – hin zum Konzept des
Dauerwalds?
Dass
dem Essay ein Vorwort des Klimaforschers Hans Joachim Schellnhuber
vorangestellt ist, der mit seinem »Bauhaus der Erde« auf Holz im Hausbau setzt,
eröffnet daher ein ganz besonderes Spannungsfeld.
Bauhaus der Erde
Dem mit zahlreichen Abbildungen angereicherten Essay ist ein Vorwort des Klimaforschers Hans Joachim Schellnhuber vorangestellt ist, der mit seinem »Bauhaus der Erde« auf Holz im Hausbau setzt, eröffnet daher ein ganz besonderes Spannungsfeld. Implizit räumt Bode mit neoromantischen Vorstellungen von Waldbaden und Baumgeheimnissen auf. Stattdessen bringt er konstruktiv das Konzept des Dauerwalds ins Spiel, der Nachhaltigkeit und Nutzen des Waldes zusammenbringt.
ESSAYS ON NATURE AND LANDSCAPE
Landschaften und Lebensräume sind das große Thema der Edition. Immer wieder stellen sich dabei Querverbindungen her, fügen sich zu einem über die einzelne Landschaft hinausgreifenden Thema – existieren sie doch auf einem gemeinsamen, erdgeschichtlichen Grund. Die EUROPEAN ESSAYS ON NATURE AND LANDSCAPE sind keine historischen Naturkunden, sondern behandeln auf vielfältige Art und Weise unsere gegenwärtigen Lebensräume. Dabei ist es aufregend zu verfolgen, wie sich Vergangenheit und Gegenwart durchdringen und bedingen, wie sie die nächste Zukunft vorherbestimmen.
Zum Autor:
Der Jurist und Forstakademiker Wilhelm Bode leitete zunächst die Landesforstverwaltung und später die oberste Naturschutzbehörde des Saarlandes. Zudem war er Vorsitzender des Ökologischen Jagdverbandes Saarland, NABU-Waldsprecher und er initiierte den deutschen Beitrag zum UNESCO-Weltnaturerbe Europäische Buchenwälder. Im Jahr 1987 führte er erstmals in einem Bundesland die kahlschlagfreie Dauerwaldwirtschaft flächendeckend ein. Bode verfasste zahlreiche Bücher und Beiträge zur Zukunft des Waldes und der Waldwende und anderen Themen. In WALDENDZEIT verbindet er Kunst und Wissenschaft und wagt einen einzigartigen Blick auf die Geschichte des Waldes.
Wilhelm Bode: WALDENDZEIT. European Essays on Nature and Landscape. Mit einem Vorwort vom Hans Joachim Schellnhuber. 167 Seiten, mit Fotografien, Abbildungen und Karten, Format 14,3 x 21 cm, Hardcover, Verlag KJM, 2024, ISBN 978-3-96194-247-3. 24,50
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