Markus Bingel/Lars Dörenmeier: Schwäbische Alb
Mit Tübingen, Ulm und Ostalb
Die Schwäbische Alb gehört nicht zu den touristischen Hotspots in Deutschlands. Das mag der eine bedauern (Gastronomen, Tourismusverbände), der andere wird froh dafür sein (der nicht vom Tourismus abhängige Anwohner) … Verdient hätte sie es aber.
Und so ist es lobenswert, dass jetzt der Trescher Verlag in seiner Reiseführerreihe einen wie üblich inhaltsschweren Reiseführer über dieses Mittelgebirge und des Schwaben liebstes Sonntagsausflugsziel veröffentlicht hat.
Dieser aktuelle Reiseführer zur Schwäbischen Alb beschreibt ausführlich alle wichtigen Sehenswürdigkeiten und Museen und gibt viele Informationen zu Unterkunft und Gastronomie. Extra-Kapitel für Reisen mit Kindern und zum Thema Aktivtourismus sowie 36 Vorschläge für Wanderungen und Radtouren machen dieses Buch zum perfekten Reisebegleiter für die ganze Familie.
Die Schwäbische Alb, zwischen Donau und Neckar gelegen, ist ein Paradies für alle, die sich nach Ruhe und Entspannung sehnen. Sanfte Hügel, Felsen, dunkle Höhlen – einige sind sogar Fundstellen für die ältesten Kunstwerke der Menschheit - und verträumte Flusstäler – die pittoreske Mittelgebirgslandschaft bietet zahllose Möglichkeiten für Wanderer, Mountainbiker, stellenweise auch für Kletterer.
Aber nicht nur die Natur weiß zu begeistern. Unterwegs begegnen einem immer wieder halb verfallene Burgen, prächtige Schlösser, Klöster, Wallfahrtskirchen und kleine Kapellen, die von der reichen Kulturgeschichte dieser Region zeugen. Hier schufen Steinzeitmenschen einige der ersten Kunstwerke der Menschheit, hier steht die mächtige Grenzanlage der Römer, der Limes, und hier hinterließen der Stamm der Alamanen sowie die Geschlechter der Staufer und der Hohenzollern ihre Spuren. Nicht zu vergessen auch die Württemberger, erst Grafen, dann Herzöge, dann sogar Könige. Zahlreiche pittoreske Städte wie Sigmaringen, Ulm, Tübingen, Aalen und Schwäbisch Gmünd konnten sich viel von ihrem mittelalterlichen Charme bewahren.
Mehr als lobenswert sind die informative Bebilderung und die Stadtpläne, damit tut sich ein Reisender schon leichter als wenn er nur mit einer Beschreibung eine Stadt besucht.
Bei aller Anerkennung für den mehr als inhaltsreichen Führer, aber ein paar Dinge sind schon beim Durchblättern aufgefallen, und wie die Autoren so schön zitieren: Net gschumpfa ist globt gnug. Schimpfen muss man ja nicht gleich, aber ins Auge gestochen sind ein paar Dinge. Zum Beispiel ist die Ostalb wie die Westalb die Hälfte der Alb. Warum man sie extra erwähnen muss erschließt sich einem nicht. Auch kennt der Autor als gestandener Schwabe, für den die Schwäbische Alb sein zweites Wohnzimmer ist, niemanden, der Gsälz auf eine mit Kümmel bestreute Seele streicht – dazu nimmt man eine „unbekümmelte“ Seele. Literaturhinweise sind zwar sehr Geschmackssache, und jeder hat da so seine Vorlieben, aber die kleine Auswahl an Albliteratur, die im Anhang empfohlen wird, ist schon etwas seltsam. Und zum Beispiel das Zitat von Ludwig Uhland „Viel Steine gabs und wenig Brot“ bezog sich nicht auf die Schwäbische Alb – auf die es aber auch passen würde – sondern auf die Landschaft im Nahen Osten, in welcher der bedichtete Kreuzritter unterwegs war. Dass die Staufer Spuren auf der Alb hinterließen stimmt zwar, aber allzu viele waren es nicht. Die Staufer waren ein polyglottes Geschlecht, das sich mehr im restlichen Deutschland und in Italien aufhielt als auf der Schwäbischen Alb. Das viel wichtigere Geschlecht der Württemberger wurde aber leider negiert. Aber egal, im Vergleich zu der Leistung, was die beiden Autoren über die Schwäbische Alb zusammengetragen haben, sind das Peanuts.
Zu den Autoren:
Markus Bingel, geboren 1986 in Freiburg im Breisgau, studierte Geschichte und Soziologie und lebte während und nach dem Studium lange in Russland, Polen und der Ukraine. Heute ist der passionierte Numismatiker als Übersetzer, Autor, Lektor und Blogger (wildeast.blog) tätig. Die Schwäbische Alb kennt er seit seiner Kindheit, seitdem sind viele Reisen in die Region hinzugekommen, über die er bereits einen Ulm-Reiseführer verfasst hat. An der Alb schätzt er besonders die reiche Kulturgeschichte, die lokale Küche und die immer wieder überraschenden Entdeckungen abseits der ausgetretenen touristischen Pfade, die sich beim Wandern machen lassen. www.markusbingel.de
Der gebürtige Westfale Lars Dörenmeier lebt in Berlin. In seinem Basislager ist er jedoch nicht oft anzutreffen, da er als Reiseleiter, Fotograf und Reisejournalist beruflich viel unterwegs ist. Gerade wegen seiner Reisen in ferne Destinationen liebt er die Schwäbische Alb als Ruhepol und Gegenentwurf zur urbanen Geschäftigkeit. Körperliche Aktivitäten in der traumhaften Natur, die positive Bodenständigkeit der Älbler und der Charme der zauberhaften Fachwerkstädte lassen den Stress des Alltags einfach abperlen. Dazu die deftige schwäbische Hausmannskost mit einem Bier aus der Region, und das kleine Glück ist perfekt.
Markus Bingel/Lars Dörenmeier: Schwäbische Alb. Mit Tübingen, Ulm und Osta. 344 Seiten, 230 Fotos und historische Abbildungen, 27 Stadtpläne, Übersichtskarten und Grundrisse, farbige Klappkarten. Trescher Verlag Berlin; 1. Auflage 2022. ISBN 978-3-89794-578-4. 16,95 €
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