Freitag, 20. Oktober 2017

Stefano Unterthiner: Naturparadies Alpen – Tiere in ihrem Lebensraum

Stefano Unterthiner:
Naturparadies Alpen
Tiere in ihrem Lebensraum



Ein Traum von einem Buch: das Paradies in den Alpen, schreibt der Verlag in seinem Text zum Buch. Und das ist nicht gelogen. Abgesehen davon, dass die Zeit der Bildbände wieder begonnen hat - es gibt solche und solche. Dieser Prachtband ist aber mehr ein solcher der wunderbaren Sorte, von denen man nachts träumen möchte.

Wo das Paradies im Alpenraum liegt, wissen die Tiere allein: dort, wo der letzte Weg schon vor Jahrzehnten aufgehört hat, ein Weg zu sein, dort, wo weder Tourenfahrer im Winter noch Extrembergsteiger im Sommer hinfinden. Einer aber ist dort gewesen und hat Bilder von atemberaubender Schönheit nach Hause gebracht: der Naturfotograf Stefano Unterthiner.

Das Paradies wartet nicht auf uns
Und seine Bewohner ebenso wenig. Umso eindrücklicher die Bildausbeute des großen italienischen Tier- und Naturfotografen. Wer die Wildtiere und ihre Habitate auf längst verlassenen Hochalpen, weit über der Baumgrenze, versteckt in den abgelegendsten Tälern oder auf unwirtlichen Gipfeln im Bild festhalten will, muss wetterfest und unendlich geduldig sein. Dieser neue, große Bildband spricht Städtern aus der Seele: Die Natur erholt sich dort, wo wir Menschen nichts zu suchen haben.

Unterthiners Bilder eröffnen uns eine Welt, die wir längst verloren glaubten: Wenn das letzte Paradies tatsächlich in den Alpen liegt, dann dürfen wir es uns so vorstellen, wie es sich auf den 160 Seiten dieses hinreißend schönen Buches zeigt.

Und Unterthiners zeigt nicht nur das Abbild des Tieres. Er interpretiert es. So sieht man den Steinbock in einem der Eingangsbilder inmitten des Schneetreibens erst gar nicht, dann aber umso deutlicher. Und zwar so, wie er in der Natur lebt. Die Gams ist in Bewegung, wie wir sie von vielen Begegnungen kennen. Nebelbilder zeigen keine Tiere, aber die Phantasie des Betrachters und Alpenfreund setzt sie in die Unwirtlichkeit, man fühlt mit dem Tier, das im unendlichen Nirwana des Nebelmeers verschwunden ist, sich vielleicht verkrochen hat bis der Hunger es wieder hinaus aufs feuchte und kalte Gras treibt.

Wie grandios das Wetter in den Alpen sein kann, ist auf fast jedem Foto zu sehen. Unterthiners war wirklich fast immer draußen, bei Sonne, Nebel und Schnee. Und hat immer das eine oder andere Tier entdeckt. Wie oft mag es ihn wohl gefroren haben, wie oft mag er wohl nass geworden sein?

Und so zeigen die Seiten dieses Buches nicht nur Tiere, prächtig aufgenommen, gut erwischt in Ruhe und Bewegung, sondern auch einen große Künstler, der für seine Kunst offensichtlich auch große Strapazen auf sich zu nehmen gewillt ist. Es sei ihm gedankt für viele genussvolle Stunden beim Blättern durch das Buch.

Zum Autor:
Stefano Unterthiner, fotografiert seit seinem 17. Lebensjahr. Studium der Zoologie, Promotion an der University of Aberdeen in Schottland, Zoologe und Fotograph u.a. für National Geographic Magazine. Autor von sechs international bekannt gewordenen Büchern, mehrfacher Gewinner des Intl. Wildlife Photographer of the Year Award, Mitglied der Intl. League of Conservation Photographers, lebt im Aostatal, Italien.

Stefano Unterthiner: Naturparadies Alpen – Tiere in ihrem Lebensraum. 160 Seiten, 100 Abb. Vierfarbig. Format: 28,5 x 28,5 cm. Hardcover. AS Verlag, Zürich. ISBN 978-3-906055-69-5. CHF 68,00 / EUR 62,90.
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