Christian Ottersbach,
Holger Starzmann:
Stuttgart und der Mittlere Neckarraum
Burgen Schlösser Herrensitze
Burgen, Ruinen, Schlösser – allem modernen Zerstreuungsangebot zum
Trotz ist dies immer noch etwas, was fasziniert. Jung und alt. Was ist schon
das Zappen vor dem Fernseher oder das Spielen am Computer gegen eine richtige
Burg, in deren Kasematten sich der Nachwuchs verstecken kann???
So sind Bücher über diese
Bauwerke vergangener Zeiten immer gefragt. Ein neues über den Mittleren
Neckarraum mit Stuttgart im Mittelpunkt ist jetzt erschienen. Dick, gewichtig,
reich illustriert. Trotz Broschur mit dem feinen Papier auch ein haptisches
Erlebnis.
Die Gegend ist gut gewählt:
Alt-Württemberg rund um die Landeshauptstadt, seit vielen Jahrhunderten mit
einem kurzen Zwischenintermezzo auch Sitz der Landesherren, hat in dieser
Hinsicht viel zu bieten. Dien Burgen, Schlösser und Herrensitze der Region
zeigen von der bewegten Landesgeschichte im Mittelalter, dem späteren Glanz des
württembergischen Hofes, dessen Herrscher sich teilweise Versailles zum Vorbild
genommen hatten.
Der Adel der Region ist auch
reich an bekannten Namen, für Deutschland und Europa: Die Staufer stammen aus
dem württembergischen, und auch die für Deutschland so bedeutenden Hohenzollern
haben ihren Ursprung hier. Auch die Zähringer, die Pfalzgrafen von Tübingen und
die württembergischen Grafen, später Herzöge und noch später Könige sind in den
Geschichtsbüchern zu finden.
Der Führer des Burgenforschers
und Kunsthistorikers Ottersbach und des Landeshistorikers Starzmann lädt auf
seinen über 200 Seiten ein, die Sitze dieser Herrschaften zu entdecken. Das
Buch beginnt jedoch zuerst mit einem Überblick über die Herrschaftsbildung am
Mittleren Neckar und am Rand zur Schwäbischen Alb und führt über einen
historischen Überblick über die Burgen und Schlösser der Region zu den
Beschreibungen der einzelnen Bauwerke. Regional gegliedert sind die
Beschreibungen in Stuttgart, Ludwigsburg, die Gegend um die für die
Landesgeschichte so bedeutenden beiden Städte, die Anlagen entlang Rems und
Murr, den Landkreis Esslingen, Tübingen und den Schönbuch und die Burgen und
Schlösser zwischen Reutlingen und Schwäbisch Gmünd.
Der Bogen spannt sich dabei von
der alamannischen Höhenburg aus dem frühen Mittelalter bis zum historistischen
Schlossbau aus dem 19. Jahrhundert. Neben bedeutenden und bekannten
Baulichkeiten wie dem Alten und Neuen Schloss in Stuttgart oder dem riesigen Residenzschloss
in Ludwigsburg findet man auch unbekanntere – oder sogar total unbekannte (wenn
man einmal von heimatkundlich bewanderten Mitbürgern absieht – Anlagen. Der
Schreiber dieser Zeilen, selbst Autor mehrerer Burgenbücher, kann nur staunen
über das, was in diesem Buch alles beschrieben ist. Mit allen Feinheiten und
Details, die so gar keine Wissenswünsche mehr offenhalten. Grundrisse und
tabellarische Zusammenstellungen über die wichtigsten Zeiten der Anlagen sowie
wichtige Adressen ergänzen die Zusammenstellungen. Die beiden Autoren haben
sich bei ihren 97 vorgestellten Anlagen vor allem auf die Zeit zwischen dem
Mittelalter und dem Historismus konzentriert. Weggelassen wurden Anlagen, die
nicht für Besucher geöffnet sind.
Die Anlagen werden in den
landeshistorischen Kontext eingeordnet. Interessant zum Nachschlagen ist eine
Zusammenstellung der Regierungszeiten der württembergischen Grafen, Herzöge und
Könige sowie ein Glossar und ein Literaturverzeichnis am Ende des Buches. Ein
Orts- und Objektregister hilft beim Suchen, ebenso eine Karte mit den
eingezeichneten Objekten auf der hinteren Umschlagseite.
Christian Ottersbach, Holger Starzmann: Stuttgart und der Mittlere
Neckarraum. Burgen Schlösser Herrensitze. Band 5. Herausgegeben vom
Arbeitskreis für europäische Burgenforschung e.V. 16,5 x 24 cm, 208 Seiten, 357
Farb- und 58 s/w-Abbildungen, Broschur. Michael Imhof Verlag, Petersberg. ISBN
978-3-86568-638-1. 19,95 € (D), 20,55 € (A), 28,50 CHF.
Dieter Buck
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