Sonntag, 12. Januar 2020

Florian Werner: Auf Wanderschaft

Florian Werner: Auf Wanderschaft
Ein Streifzug durch Natur und Sprache



Ein Buch übers Wandern, passt das zum Duden-Verlag? Das Wort „Sprache“ im Untertitel weist aber bereits darauf hin, dass da doch etwas dran sein muss. Natur und Sprache – eine sicher seltene Kombination, die aber gerade deshalb die Neugierde weckt.

Natur und Landschaft, das verbindet man gemeinhin mit wandern. Der Verlag schreibt in seiner Ankündigung noch von weiteren verlockenden Assoziationen, die einem dabei in den Sinn kommen: imposante Bergmassive, malerische Landstriche und der Duft von Freiheit.

Der Autor hat dies alles im Blickfeld gehabt und verbindet in dreißig essayistischen Streifzügen durch Geschichte und Gegenwart die Eindrücke des Wanderns mit Literatur, Musik und Philosophie. Denn Wandern ist nicht nur das simple Schritt für Schritt, es hat schon immer eine eigene, hintersinnige Bedeutung gehabt. Nicht erst seit Wandervogels Zeiten. 

Die Verbindungen, die der Autor beschreibt, hier etwas historisches, dort etwas aus der Kunst(geschichte),  sind immer interessant und zeigen auch was der Autor sich beim Schreiben alles angeschaut hat. Aber so lernt auch der Leser etwas, Fakten, auf die er nie gekommen wäre.

„Wandern ist keine Kunst, allenfalls Kraft- und Konditionssache“ 
Florian Werner
Autor Florian Werner hat eine für den Verlag passende Gliederung gewählt, nämlich nach dem Alphabet: Seine Kapitel beginnen mit A wie aufrecht und enden mit Z wie zwecklos. Dazwischen finden wir in Kapiteln wie flanieren, grüßen, Rast, verlaufen, auch Wanderin. In den wanderbezogenen Themen findet man jede Menge Reflexionen über das Wandern, über Philosophie und Geschichte nebst Querverbindungen. Exkurse in die Welt der Philosophie – Aristoteles ließ eigens Wandelgänge anlegen, damit sich das Denken beim Gehen entfaltet – sind ebenso beschrieben wie wandernde Romanfiguren oder einschlägige Motive in Malerei und Musik.

Stimmungsvolle historische Bilder illustrieren das Buch, wobei der weiß gewandete, bei einer Rast im Wald auf dem Boden liegende und lesende Leo Tolstoi mit einem Buch in der Hand vielleicht zu den amüsantesten gehört.

Jeder der gerne wandert wird reichen Profit aus dem Buch ziehen, so schmal und bescheiden der Band auch aussieht. Er wird nach der Lektüre seine Freizeitbeschäftigung mit ganz anderen Augen sehen, hat er doch einen reich gefüllten Korb mit Wissen und Fakten durchgearbeitet. Auch Kurioses ist zu lesen wie zum Beispiel, dass in Paris die vornehmen Spaziergänger in der Zeit des Fin de Siècle Schildkröten spazieren führten. Und das ist nur ein Beispiel aus dem reichen Schatz an interessanten Fakten.

Zum Autor:
Florian Werner ist promovierter Literaturwissenschaftlerund lebt als Autor, Journalist und Übersetzer in Berlin. Zu seinen Schwerpunkten zählen die kulturhistorische Betrachtung naturkundlicher Themen. Sein Buch »Die Kuh« wurde in mehrere Sprachen übersetzt und von der Zeitschrift bild der wissenschaft als originellstes Wissenschaftsbuch des Jahres ausgezeichnet. Als passionierter Bergsteiger hat er sich dem ThemaWandern in seinem Buch »Der Weg des geringsten Widerstandes« gewidmet

Florian Werner: Auf Wanderschaft. Ein Streifzug durch Natur und Sprache. 144 Seiten, reich illustriert, Hardcover, Fadenheftung, mit Lesebändchen, Format: 12 ×18 cm. Dudenverlag, 2019. ISBN: 9783411744589. € 15,00.

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