David
Weigend:
111 GRÜNDE, BADEN ZU LIEBEN
111 Gründe soll es geben, Baden zu lieben?
Da stutzt man als Schwabe zuerst mal ganz gewaltig. Schreiben doch Autor und
Verlag auch noch als einen Grund in der Buchwerbung: „Weil wir Badener sind und keine Schwaben“.
Das ist hart. Aber nach der
Lektüre der 111 Gründe in dem 230-Seiten-Buch ist man davon überzeugt. Und das
nicht nur weil die badischen Mädle die hübschesten sein sollen - und das sogar
ohne Bollenhut!.
Aber
langsam, der Reihe nach: Highlights,
Standards, Entdeckungen: Warum ganz Deutschland nach Baden ziehen will.
Badische Befindlichkeiten und alemannische Identität: Was uns so speziell macht.
Das sind so die Themen mit der sich der Autor beschäftigt.
Badener
sind oft bescheiden. Es liegt ihnen fern, mit den Vorzügen ihrer Heimat zu
prahlen. Das sollen ruhig die »Neigschmeckte« machen. Nein, der Badener lebt
als stiller Genießer in seinem Schatzkästlein der Republik. Wer wissen will,
warum die Einheimischen ihre Region wirklich mögen, dem sei dieses Buch
empfohlen.
Baden zu lieben ist leicht…
schreiben Autor und Verlag. Nach einer Flasche Grauburgunder
hat der Einheimische die ersten 100 Gründe notiert. Nach der zweiten Flasche
fällt einem noch mehr ein: Gerüche, die man im Markgräflerland geschnuppert
haben muss; Hochweiden, auf denen man im Schwarzwald gefaulenzt haben sollte;
Badeseen, die die Ortenau so erfrischend machen. Viele badische Vorzüge sind
offensichtlich – muss man sie überhaupt anpreisen? Nun, es wurde mittlerweile Zeit,
eine Liebeserklärung zu verfassen.
Denn die Hingezogenheit zu Baden beinhaltet weit mehr als
Jogi Löw, Europa-Park und Tannenzäpfle. Diese Region, seit jeher von
Liberalität und unabhängigem Denken geprägt, ist Ausdruck gelebter Vielfalt.
Das schmeckt man in der Küche, das sieht man in der Landschaft, das fühlt man
beim Brauchtum, das hört man im Dialekt. Der Leser dieses Buches wird
vielleicht feststellen, dass er Baden noch viel mehr liebt, als er vorher
dachte.
Badische
Lektüre sozusagen, von der Sonne verwöhnt wie der badische Wein
Sie
ist eine kleine Landeskunde abseits der Reisebusparkplätze, eine Liebeserklärung
an Villinger Jazzer, an Leberle sauer und Christian Streich. Weigend beschreibt
Visiten im Damenbad, bei Sterneköchen und Gebetsmännern. Spurensuche bei
Hausbesetzern, NaiSagern und Hütten-Philosophen. Und die Feststellung, dass
Baden ohne seine Esoterikfreaks, Öko-Rebellen und vogelwilden Fahrradfahrer
doch etwas fehlen würde.
Das
Werk bringt dem Leser die badische Kultur näher und bildet Land und Leute
authentisch ab, so dass es sich als Reisebuch für Besucher zum Vor- und Nachbereiten
einer Reise bestens eignet.
Einige der 111 Gründe:
Schon alleine die Überschriften der Gründe machen Lust auf
Baden, deshalb zählt der Autor hier einige auf:
Weil Hemingway in der Elz Forellen fing. Weil wir nicht mehr
unabhängig sind, uns aber immer noch so fühlen. Weil bei uns der gewiefteste
Kunstfälscher Europas zu Werke ging. Weil … nai hämmer gsait! Weil Christian
Streich auch nur ein Mensch ist. Weil Moosmann in Rickenbach für Action sorgte.
Weil wir so unterschiedlich sprechen, dass wir uns selbst kaum verstehen. Weil
wir einen Dschungel haben. Weil wir Cego spielen. Weil wir Stoiker sind. Weil
wir die Republik von Offenburg aus mit »Heftle« versorgen. Weil Gina Wildkatze
das Freiburger Nachtleben bereicherte. Weil der Barbarastollen das Gedächtnis
Deutschlands ist. Weil wir mehr mit der NSA zu tun haben, als mancher vermutet.
Weil unsere Mädchen auch ohne Bollenhüte die hübschesten sind (habe ich ja
schon erwähnt...). Weil Badens Grenze Definitionssache ist. Weil es bei uns
echte Spargelbarone gibt. Weil es sich in Todtnauberg philosophieren lässt.
Weil die großen Jazzer nach Villingen kamen. Weil der »Titan« ein Karlsruher
ist. Weil hier das Teletubbyland liegt. Weil bei uns die erste Station auf dem
Weg zum Himmel liegt. Weil wir die Wutachschlucht haben. Weil unsere Fasnacht
so wild ist.
Und um das Lustmachen auf Baden und diesen Führer auf die
Spitze zu treiben, hier eine Leseprobe:
„Dass Baden eine heterogene Region ist, zeigt sich auch an
der Sprache. Nehmen wir zum Beispiel die Orte Ihringen und Bad Säckingen, über
Luftlinie gerade mal 58 Kilometer voneinander entfernt. Die Ihringerin sagt:
»Unser Hüüs hätt ä alde Kaller mit Fasser voll Wii. Es isch finschter wee die
Nacht. Scho als Kind het’s mer nix üssgmacht. Ich bin oft mit minem Broader zum
Versteckspiele da unde gsi. Aber bi schönem Watter sin mer lieber lang drussa
aufm Fald gbliebe.« Die Säckingerin sagt: »Oise Huus het en alde Chella mit
Fässer für Wii. Er isch finschter wie’d Nacht. Scho als Chind hätt mir des nüt
ussgmacht. I bin mengmol mit mim Bruader zum Suachispiel do unte gsi. Be
schönem Wetter sin ma liaba lang dussebliebe offem Feld.« Das liest sich doch
ganz anders, oder? »Dialekt kann man nicht ausstopfen und ins Museum stellen«,
sagt die Freiburger Sprachwissenschaftlerin Renate Schrambke. Jedoch kann man
in Baden noch vielerorts Menschen antreffen, die unverwässerten Dialekt sprechen
und ihrer Heimat somit eine Identität geben. Denn grad im Alemannische schwätzt
jeder sini eigeni Sproch.“
Zum Autor:
DAVID WEIGEND, geboren 1978 in Freiburg, ist
Online-Redakteur bei der Badischen Zeitung. Als Achtjähriger besuchte er sein
erstes SC-Heimspiel, später lernte er den Ausblick vom Belchen zu schätzen.
Nach der Ausbildung in der Deutschen Journalistenschule in München schrieb er
für die Süddeutsche Zeitung, bevor er 2006 ins Badische zurückkehrte. Weigend
ist verheiratet und Vater von Zwillingen.
David
Weigend: 111 GRÜNDE, BADEN ZU LIEBEN. Eine Liebeserklärung an die schönste
Region der Welt. 232 Seiten. Taschenbuch. Schwarzkopf
& Schwarzkopf Verlag. ISBN 978-3-86265-520-5. 9,99 €.
Sie können das Buch im Buchhandel oder hier kaufen.
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