Samstag, 22. November 2014

Thomas Biller: Templerburgen

Thomas Biller: Templerburgen


Wer reist, vor allem auf die Südseite des Mittelmeers, in die ehemaligen Kreuzzugsstaaten oder auf die Iberisch Halbinsel, stößt immer wieder auf sie: Templerburgen! Was es mit ihnen auf sich hat ist oft nicht so genau bekannt. Märchen, Sagen, Heftchen für Kinder, Erzählungen - Halbwahrheite allerorten - präsentieren sich mit einem Halbwissen. Dem kann nun abgeholfen werden...

Kreuzzüge, Ritterorden und Burgen – wer kennt sie nicht, die Templerorden? Sagenumwoben sind sie. Doch wer weiß genaueres? Belastbares? Die wenigsten wohl. Das hier vorgestellte Buch bringt Licht in viele verworrene Vorstellungen.

Bis heute rufen sie eine anhaltend große Faszination bei uns hervor. Siebenhundert Jahre nach dem offiziellen Ende der Gemeinschaft der Tempelritter kursieren unzählige Legenden, Mythen und diverse Spekulationen, die größenteils nicht der Wahrheit entsprechen.

Egal ob bei den aktiven Heimatforschern oder den großen Hollywood-Filmemachern – die Präsenz der Templer ist enorm. Thomas Biller erzählt die wahre Geschichte des Templerordens und stellt anhand geschichtlicher Hintergründe und seinem Wissen über Architektur, Burgen und auch deren erhaltenen Reste vor.

2 Templerorden gibt es im Bewusstsein der Menschen
Schon früh fing es an mit den Templermythen. Ihr Ursprung liegt bereits im 18. Jahrhundert, als die Freimaurerlogen aufkamen. Durch ihre geheimen Treffen und die Zeichen und Rituale, die sie für mehr Gemeinschaftsgefühl einsetzen, wurde schnell eine Verbindung zu den Templern hergestellt.

Geheimwissen soll über Jahrhunderte weitergegeben worden sein und so habe der Orden im Untergrund weiter existiert. Angebliche Belege, die für das Überleben des Ordens sprachen, wurden veröffentlicht. Der bekannte Roman „Ivanhoe“ von 1820, entwarf ein Bild eines Templers, das allen bisherigen Unterstellungen voll und ganz entsprach. Auch Mitte des 20. Jahrhunderts war Ivanhoe ein bei Jungen beliebter Ritterheld!

All das brachte den Menschen im 19. Jahrhundert ein Erklärungsmodell für die größten gesellschaftlichen Veränderungen, die sie sich anders nicht erklären konnten. Mit der Zeit entstanden so 2 Templerorden: Der reale des 12./13. Jahrhunderts und der Erfundene, der nichts mehr mit Fakten zu tun hatte, dafür aber perfekt den Vorstellungen der Menschen entsprach.

„Burg im Ort + Templer im Ort = Templerburg?“
Anders als oftmals angenommen, lebten die Tempelritter nur selten auf Burgen. Starke Befestigungen waren nur in umkämpften Grenzzonen zur muslimischen Welt nötig, welche sich im Heiligen Land und auf der Iberischen Halbinsel befanden. Ansonsten lebten die Templer in Templerhäusern, mit größeren Gruppen in Klöstern. Durch Schenkungen bekam der Orden zahlreiche Gebäude, die entweder selbst genutzt oder verkauft wurden.

Selbstverständlich waren unter den erhaltenen Gebäuden auch Burgen. Wenn diese behalten wurden, waren sie zum einen Verteidigungsanlage, auf der anderen Seite ein wichtiges Statussymbol, um beispielsweise ein Gebiet zu markieren.

Wenn heute eine Burg in einem Ort steht, in dem die Templer einst lebten und man ein wenig Untersuchungen anstellt oder auf historische Quellen zurückgreift, wird schnell die folgende falsche Gleichung aufgestellt: Burg im Ort + Templer im Ort = Templerburg. Zudem kann auch keine allgemeingültige Bauform der Templerburgen festgelegt werden, da heute viele zerstört sind oder im Laufe der Zeit stark verändert wurden.

Nur dank neuester Quellen- und Bauuntersuchungen ist es möglich, Reste von Burgen zu untersuchen und festzustellen, ob es sich um eine Templerburg handelt. Auf Grenz- und Verdachtsfälle in den Kreuzfahrerstaaten wie Syrien, Israel oder auch Jordanien, der Iberischen Halbinsel und Europa, geht Thomas Biller ein und vermittelt durch die Verbindung von Geschichte und Architektur einen guten Überblick über die Templerburgen

Gegliedert ist das Buch in ein Kapitel, das allgemein in die Geschichte der Templer einführt, in eines über die Geschichte des Templerordens und den größten Bereich, in dem die Burgen des Templerordens in den Kreuzfahrerstaaten, auf der Iberischen Halbinsel - Stichwort Reconquista - und in Temperniederlassungen im übrigen Europa beschrieben werden. Interessant ist sicherlich auch das Kapitel, in dem auf den Typus der Templerburg eingegangen wird. Hier dürfte der Autor als Architekt ganz in seinem Element gewesen sein.

Das Buch bietet neue Einblicke in die faszinierende Welt der Tempelritter. Neben der Auswertung mittelalterlicher Schriftquellen, runden eigens für diesen Band aufgenommene Fotografien das Werk ab.

Über den Autor:
Dr. phil. Dr.-Ing. Thomas Biller ist Architekt und Architekturhistoriker sowie Inhaber eines Büros für Baugeschichte und -forschung in Berlin und Freiburg im Breisgau. Er ist ein der profiliertesten Burgenforscher Deutschlands und verfasste bereits zahlreiche Publikationen zur Architekturgeschichte.

Thomas Biller: Templerburgen: 172 S. mit 88 farb. und 11 s/w Abb., 12 Kt., Bibliogr., 21 x 27 cm, Fadenheftung, geb. mit SU. Philipp von Zabern Verlag, 2014. ISBN 978-3-8053-4806-5. 39,95 €.
Hier können Sie das Buch kaufen.


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