Verein Menschenwege - Götterberge (Hg.):
Herbert Tichy: Das Leben als Reise
Begegnung mit dem Abenteurer, Bergsteiger
und
Reiseschriftsteller
Herbert Tichy (1912–1987), der Wanderer zwischen den Welten und Botschafter des Himalaja, war
gerade 21 Jahre jung, als er auf dem Sozius einer Puch 250 seine Heimatstadt
Wien verließ, um gemeinsam mit dem Tiroler Max Reisch in einer mehr als
abenteuerlichen Fahrt als Erste mit dem Motorrad nach Indien zu gelangen. Ihre
Reise wurde legendär – und für Tichy der Beginn eines völlig unkonventionellen
Lebensentwurfs, der im beständigen Unterwegssein und Wandern zwischen den
Kulturen ruhte.
„Ich habe keine sensationelle Geschichte zu erzählen. Wir haben 1953 mit sehr geringen Mitteln drei Sechstausender und zwei Fünftausender erstbestiegen. Und ich war dabei der erste Weiße, der das gesamte westliche Nepal durchquert hat. Diese Tatsachen treten zurück vor der Erinnerung an Augenblicke tiefen Glücks: der erste Anblick des Dhaulagiri von Norden. Und Pasang Sherpas Händedruck zum Abschied und sein schamhaft gemurmeltes: You come again. Now we are friends. Komm wieder. Jetzt sind wir Freunde.“
1935 folgte seine zweite große Himalajareise, während
der Tichy, als tibetischer Pilger verkleidet, u. a. den heiligen Berg Kailash
umrundete. Sieben Jahre (1941–1948) verbrachte er in China, weitere Reisen
führten ihn nach Alaska und in späteren Jahren nach Afrika. Im Jahr 1953
durchquerte er erstmals das westliche Nepal. Ein Jahr später gelang ihm gemeinsam
mit dem Tiroler Sepp Jöchler und Pasang Dawa Lama die Erstbesteigung des Cho
Oyu. Ihre Expedition setzte neue Maßstäbe im Höhenbergsteigen, denn sie war die
kleinste und leichteste, der jemals die Erstbesteigung eines Achttausenders
gelang.
Als charismatischer Erzähler verstand es Tichy wie kein Zweiter, andere Menschen auf eine sehr persönliche und unmittelbare Art und Weise an seinem außergewöhnlichen Leben und Denken teilhaben zu lassen. Damit wurde er auch zu einem der ersten Botschafter der spirituellen Kultur der Himalajaländer. Seine Texte zeugen von einer tiefen humanistischen Haltung, dem offenen Geist der Toleranz und einem feinsinnigen Humor, der nicht zuletzt sich selbst nicht allzu wichtig nahm. Mit seinen Büchern, u. a. ausgezeichnet mit dem Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur, begeisterte und inspirierte er eine ganze Generation.
„Ich bin kein Bergsteiger im strengen Sinn des Wortes. Berge sind für mich, auch wenn sie mich immer angezogen haben, nicht abstrakte Ziele, an denen man seine technischen Fähigkeiten und seine körperliche Leistungskraft beweisen kann, sondern nur Teile jener großen Welt, in der ich mich so wohl fühle. Ich habe die Gipfel geliebt, wie ich einzelne Menschen liebte, als gleichwertige Teile eines größeren Ganzen."
Das vorliegende Buch erzählt vom außergewöhnlichen Leben dieses großen Wanderers zwischen den Welten. Der spannende biografische Teil wird ergänzt durch Erzählungen von Freunden und Weggefährten Tichys. So entstand ein ebenso authentisches wie facettenreiches Porträt dieser faszinierenden Persönlichkeit.
Herausgeber des Buchs ist der Verein „Menschenwege – Götterberge“, der 2004 – im 50. Jahr nach der Erstbesteigung des Cho Oyu – gegründet wurde, um die Erinnerung an Her-bert Tichy wach zu halten und seinen Nachlass zu pflegen und erforschen. Zu den Ehren-mitgliedern des Vereins zählen u. a. der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer, Univ.-Prof. Dr. Helmut Heuberger † (Mitglied der Cho-Oyu-Expedition 1954), Kurt Diemberger, Peter Habeler, Wolfgang Nairz und Fritz Molden.
Verein Menschenwege - Götterberge (Hg.): Herbert Tichy: Das Leben als Reise. Begegnung mit dem Abenteurer, Bergsteiger und Reiseschriftsteller. Mit einer Biografie von Ulrich Wörz und Beiträgen von Denis Bertholet, Kurt Diemberger Susanne Feigl, Herwig Frisch, Peter Habeler, Götz Hagmüller Birgit Hamelau, Helmut Heuberger, Susanne Hochwälder, Karl Lukan, Otto Maschke, Lutz Maurer, Wolfgang Nairz, Hannes Pflaum u. a. ca. 200 Seiten, ca. 100 farb. Abb., 15 x 22,5 cm, gebunden mit Schutzumschlag. Tyrolia-Verlag, Innsbruck Wien. ISBN 978-3-7022-3172-9. 24,95 €, 35,50 SFr.